Chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Mikronährstofftherapie

Definition

Als chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) werden die Krankheitsbilder Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zusammengefasst, welche beide eine ähnliche Symptomatik aufweisen und mit Verdauungsstörungen und Entzündungen verbunden sind. Obwohl die genaue Ursache für das Auftreten dieser Erkrankungen nach wie vor ungeklärt ist, kann eine Reihe von Faktoren auf die Prävalenz von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zurückgeführt werden, darunter die Genetik, eine ungesunde Ernährungsweise und eine ungeeignete Immunantwort. Obwohl sowohl Colitis ulcerosa als auch Morbus Crohn ihre eigenen Herausforderungen und Nebenwirkungen aufweisen, ist es nach derzeitigem Wissenstand anhand verschiedener Therapieoptionen möglich, Patienten trotz Erkrankung eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. 
 

Ursachen
Obwohl die Hauptursachen von CEDs bis dato noch nicht vollständig geklärt sind, unterstreichen einige Studien in diesem Zusammenhang die Rolle von genetischen und Umweltfaktoren, sowie der Darmschleimhaut mit dazugehöriger Darmflora. Nach derzeitigem Wissenstand ist noch nicht eindeutig klar, welche Darmmikrobiota die Entwicklung von CEDs beeinflussen, es konnte aber in Studien gezeigt werden, dass Patienten mit Morbus Crohn im Vergleich zu gesunden Menschen höhere Spiegel an Bacteroidetes und Enterobacteria und niedrigere Spiegel an Laktobazillus und Bifidobacterium in ihrer Darmflora aufweisen. Einige Studien verdeutlichen in diesem Zusammenhang zudem die protektive Wirkung von Laktobazillus und Bifidobacterium in der Pathogenese der CEDs. Des Weiteren scheint aus wissenschaftlicher Sicht auch die Genetik eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der CEDs zu spielen. So untersuchten Forscher den Einfluss genetischer Faktoren auf die Prävalenz von CEDs und berichteten, dass bei Familien mit einer Vorgeschichte von CEDs die Prävalenz dieser Krankheit bei jungen Menschen höher ist. Außerdem stellten Forscher fest, dass die richtige Ernährung und die Verabreichung von Muttermilch die Prävalenz von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa reduzieren könnten, da Muttermilch das Baby vor Magen-Darm-Infektionen schützt, indem die Entwicklung und das Wachstum des gastrointestinalen Schleimhautsystems gefördert wird. Die aktuelle Studienlage weist auch auf einen möglichen Zusammenhang mit Infektionen durch Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter, Aeromonas, Clostridium difficile und E. coli und dem Auftreten von CEDs hin. So berichteten Forscher, dass eine infektiöse Diarrhöe im Kindesalter die Prävalenz von Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa erhöhen kann.
 
Symptomatik

Die als CEDs klassifizierten Erkrankungen Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn weisen beide ein ähnliches Beschwerdebild auf und sind überwiegend durch Entzündungen im Gastrointestinaltrakt (GIT) und Verdauungsstörungen wie Durchfall, Bauchschmerzen, rektale Blutungen und Gewichtsverlust gekennzeichnet. Im Gegensatz zu anderen entzündlichen Erkrankungen lassen sich CEDs nicht leicht unterdrücken, wodurch es zu einer Stimulierung des Immunsystems kommt und ein Teil des Darms zerstört wird – die Folge sind Schmerzen, Durchfall, Fieber und andere Symptome. Obwohl sowohl Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa eine ähnliche Symptomatik aufweisen, variieren die betroffenen Bereiche des Verdauungstraktes bei diesen Erkrankungen. Bei Morbus Crohn ist häufig das Ileum und ein Teil des Dickdarms betroffen, allerdings kann die Erkrankung aber jeden Teil des Gastrointestinaltraktes (GIT) betreffen, einschließlich Mund, Speiseröhre, Magen, Dünndarm, Rektum und Anus. Bei Morbus Crohn entzündet sich der Dünndarm häufig, während die Colitis ulcerosa auf den Dickdarm, einschließlich Läsionen im Rektum, beschränkt ist. Unterernährung ist bei Morbus Crohn sehr häufig, da der Dünndarm für die Aufnahme von Nährstoffen verantwortlich ist und die Erkrankung den Dünndarm schädigt. Colitis ulcerosa ist mit Blut im Stuhl, starken Schmerzen und Durchfall verbunden, während bei Morbus Crohn vorwiegend nur in schweren Fällen das Risiko von Blutungen besteht. Mehr als 50 % der Menschen mit Morbus Crohn leiden an Folat- und Vitamin-D-Mangel, während mehr als 50 % der Menschen mit Colitis ulcerosa an Eisenmangel leiden. Morbus Crohn wird meist mit Bauchschmerzen und Problemen wie Fisteln und rektalen Läsionen in Verbindung gebracht. Im Gegensatz dazu leiden Menschen mit Colitis ulcerosa in der Regel an intermittierenden Schmerzen, die mit dem Stuhlgang in Zusammenhang stehen.
 

Diagnostik

Obwohl sich die Diagnose einer CED, insbesondere im Frühstadium, nicht immer als einfach erweist, erfolgt sie meist in 3 Schritten, darunter die Anamnese mit körperlicher Untersuchung, Laboruntersuchungen inklusive Blut- und Stuhlanalysen, sowie bildgebende Verfahren. So kann insbesondere ein Blutbild Aufschlüsse über eine potenzielle vorliegende CED geben. Bei starken Entzündungen können beispielsweise erhöhte Werte des C-reaktive Proteins (CRP) sowie der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gefunden werden. Auch die Mikronährstoffversorgung kann auf ein Vorliegen einer CED hinweisen. Dabei stehen vor allem die Werte von Eisen, Vitamin B12, Folsäure, Zink und Kalzium im Fokus. Anhand der Stuhldiagnostik lässt sich zudem ermitteln, ob der Patient von einer bakteriellen Infektion betroffen sein könnte, bzw. gibt der Stuhl zusätzlich Hinweise auf die bakterielle Zusammensetzung der Darmflora. Die Analyse von Calprotectin zeigt zusätzlich, wie ausgeprägt die entzündliche Aktivität im Darm ist. Dieses Protein wird von neutrophilen Granulozyten u.a. bei Entzündungsreaktionen vermehrt gebildet und ist vor allem bei CEDs mitunter massiv erhöht. Zusätzlich spielen vor allem die bildgebende Verfahren wie die invasive Gastroskopie (Magenspiegelung) und/oder die Koloskopie (Darmspiegelung), sowie die nicht-invasive Sonographie (Ultraschalluntersuchung), Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) eine tragende Rolle in der Diagnostik der CEDs. Während bei den invasiven Verfahren Veränderungen der Darmschleimhaut mit ggf. Entnahme einer Biopsie analysiert werden können, dienen die nicht-invasiven Verfahren zur Feststellung von potenziellen Darmwandverdickungen, Verengungen (Stenosen), Fisteln oder Abzessen.
 

Therapie

Da Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nach derzeitigem Wissenstand noch nicht ursächlich behandelt werden können, steht die Verringerung bzw. Elimination der Entzündungen in den Darmabschnitten, sowie eine Verlängerung beschwerdefreier Phasen (sogenannte Remission) unter Einbehaltung einer möglichst hohen Lebensqualität im Vordergrund der Therapie. Diese hängt von der Aktivität (aktiver Krankheitsschub oder Remission) und der Ausbreitung der Erkrankung ab und wird durch den behandelnden Arzt individuell erstellt. Grundsätzlich lässt sich die Behandlung in eine medikamentöse und ernährungstherapeutische Therapie sowie Ergänzung mit Mikronährstoffen einteilen, mit ggf. operativen Maßnahmen. Angesichts der Tatsache, dass die Nahrung zuerst in den Verdauungstrakt gelangt, geht man aus wissenschaftlicher Sicht davon aus, dass die Ernährungsweise die Prävalenz von CEDs bis zu einem gewissen Grad beeinflussen kann. In welchem Ausmaß die Ernährungsweise und einzelnen Lebensmittel eine Auswirkung auf Morbus Crohn und Colitis ulcerosa haben kann, ist nach wie vor nicht zur Gänze belegt; die Studienlage deutet aber auf einen präventive als auch kurativen Effekt hin. Dabei stehen vor allem die low FODMAP-Diät, die Spezielle Kohlenhydrat-Diät (engl. Specific carbohydrate diet (SCD)), die Antientzündungsdiet (engl. Anti-inflammatory diet),die Paleolithische Ernährung (kurz Paleo Ernährung), aber auch der Konsum von Omega-3-Fettsäuren und ihren potenziellen gesundheitlichen Nutzen im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen.
 

Relevante Mikronährstoffe

Die in Curcuma (Curcuma longa) enthaltenen Curcuminoide weisen antiinflammatorische, antioxidative und immunmodulatorische Eigenschaften auf. Der antiinflammatorische Effekt der Curcuminoide wird durch eine Hemmung der Cyclooxygenase-2 (COX-2) und der Lipoxygenase (LOX) sowie durch eine Normalisierung der NO-Synthase (iNOS) erreicht. Das Ungleichgewicht in der Aktivierung von COX-2 und/oder iNOS scheint im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen und Entzündungsprozessen zu stehen.

Akute Entzündungsvorgänge weisen oft einen hohen Gehalt an entzündungsfördernden und immunsuppressiven Eicosanoiden auf, die aus der Arachidonsäure gebildet werden. Durch eine erhöhte Zufuhr der Omega-3-Fettsäure Eicosapentaensäure (EPA) wird dieser Umwandlungsprozess gehemmt - es entstehen vermehrt antiinflammatorische Eicosanoide.

Weihrauchextrakt (Boswellia serrata) enthält Boswelliasäuren, welche durch eine Hemmung der Leukotrien-B-Aktivität direkten entzündungshemmenden Einfluss auf die betroffenen Zellen haben.

Grünteeextrakt kann durch seine adstringierende Wirkung die Permeabilität der Darmmukosa für Antigene verringern und das Eindringen pathogener Keime verhindern. Das enthaltene Epigallocatechin-3-gallat ist ein Elektronendonator und agiert damit als ein wirkungsvolles Antioxidans im Entzündungsprozess. Diese Effekte konnten sowohl im Dünndarm als auch im Dickdarm nachgewiesen werden.

Kamillenextrakt stärkt durch seine antiphlogistischen und granulationsfördernden Eigenschaften den Heilungsprozess.

L-Glutamin spielt eine zentrale Rolle beim Aufbau und bei der Erhaltung von Zellsystemen. Zellen mit hohen Teilungsraten, wie die Zellen des Immunsystems und die Mukosazellen des Dünndarms, sind auf eine ausreichende Versorgung mit der Aminosäure Glutamin angewiesen. Außerdem ist L-Glutamin als Präkursor der Glutathionbiosynthese eine zentrale Komponente zur Erhaltung des antioxidativen Status.

Zink und Vitamin C sind eng mit Immun- und Heilungsprozessen assoziiert und fördern die Wiederherstellung einer gesunden Darmmukosa.

Bovines Kolostrum enthält Immunglobuline (IgG, IgA, IgM) und Glykoproteine wie Laktoferrin und prolinreiche Polypeptide (PRP), deren Wirkungsspektrum vor allem in der Breitbandimmunmodulation liegt. Auch eine Schädigung der Darmschleimhaut, die als Nebenwirkung bei bestimmten Medikamentengruppen (z.B. NSAR) auftritt, wird durch den begleitenden Einsatz von Kolostrum abgemildert.

Auch Pflanzenextrakte, wie etwa IngwerEnzianSüßholz und Knoblauch unterstützen die Verdauungsprozesse, erhöhen die Widerstandskraft gegenüber ungünstigen Mikroorganismen und unterstützen das Immunsystem.

Bei Menschen mit einer entzundenen Darmschleimhaut im Bereich des Dünndarms, ausgelöst durch eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), wird häufig ein Mangel an bestimmten Mikronährstoffen festgestellt. Betroffen sind besonders Vitamine und Mineralien die über den Dünndarm resorbiert werden. Gut belegt sind ein vermehrter Mangel an Eisen, Kupfer, Zink, Folsäure, Vitamin B12, Vitamin B6, Vitamine A und Vitamin D.

Bei Vorhandensein von depressiven Verstimmungen und Stimmungsschwankungen im Zusammenhang mit einer Funktionsstörung des Darms sollte an eine ausreichende Zufuhr von L-Tryptophan gedacht werden, um malabsorptionsbedingte Mängel auszugleichen.

Laboruntersuchung

Mögliche Laboruntersuchung (Labor GANZIMMUN) Detailinformation
Eosinophiles Protein X Sensitiver Marker für die Erfassung der eosinophilen Aktivierung im Gastrointestinaltrakt

EPX 

Calprotectin Protein zur Früherkennung inflammatorischer Prozesse und chronischer Entzündungen. CED
Gesundheitscheck Darm Nachweis einer gestörten intestinalen Mikroflora sowie Messung von Verdauungsrückständen, α-1-Antitrypsin, Calprotctin, Gallensäuren, Pankreaselastase und sekretorischem IgA CED
 Malabsorption Ermittlung des α-1-Antitrypsins und Calprotectins zur Beurteilung der intestinalen Permeabilität CED
 Maldigestion Analyse der Pankreaselastase und der Gallensäuren zur Beurteilung einer Maldigestion CED
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