L-Tryptophan

Synonym(e): Tryptophan
Nährstoffgruppe: Aminosäuren, Neurotrope Wirkstoffe

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
L-Tryptophan ist eine proteinogene Aminosäure, die zu den essentiellen Aminosäuren zählt. Als solche kann sie vom menschlichen Körper nicht selbst synthetisiert werden und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. In der Ernährung kommt L-Tryptophan nicht frei, sondern als Bestandteil von Proteinen und Peptiden vor. Gute Quellen für L-Tryptophan sind beispielsweise Sojabohnen, Cashew- und Sonnenblumenkerne, Hühner-, Rind- und Kalbfleisch sowie Hühnerei.
 
Physiologische Effekte
Serotoninstoffwechsel
  • 5-HTP ist eine Zwischenstufe bei der Umwandlung von Tryptophan in Serotonin.
Hormone und Neurotransmitter
  • Als Präkursor von Melatonin und Serotonin Beeinflussung des Schlaf-Wach-Rhythmus, der Appetitkontrolle, der Stimmungslage, der Stresstoleranz und der Schmerzwahrnehmung.
Energiestoffwechsel
  • Biosynthese der Coenzyme der Atmungskette (NAD, NADH).
Entwicklung
  • Unterstützung der Gehirnreifung und der Ausbildung von Schlafen und Wachen.

Referenzwerte

Bedarf
Erhöhter Bedarf Kleinkinder, Wachstum, Stress, orale Kontrazeptiva, proteinreiche Mahlzeiten, entzündliche Erkrankungen, Fruktoseintoleranz  
Empfohlene Zufuhr  

Kleinkinder

19 mg/kg KG täglich
Erwachsene 3 mg/kg KG täglich
Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung
(= 100 % TB-Kennzeichnung auf Etikett)
 
  k. A. 
Sicherheit des Nährstoffes  
UL Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind
k. A. 
NOAEL  Maximale Aufnahmedosis, die in Studien keine schädigenden Auswirkungen verursachte


2,32 g/d

Highest Observed Intake (HOI)   k. A.

Besondere Informationen

L-Tryptophan - essentiell für die Serotoninsynthese
L-Tryptophan, eine essentielle Aminosäure, wird im Organismus über die Zwischenstufe 5-Hydroxytryptophan in den Neurotransmitter Serotonin umgewandelt. Ein Tryptophanmangel und ein daraus resultierender verminderter Serotoningehalt im Blutserum scheint neben depressiven Verstimmungen und Stimmungsschwankungen auch Schmerzsyndrome, PMS und mangelnde Appetitkontrolle zu verursachen. Durch eine exogene Zufuhr von L-Tryptophan kann der gestörte Neurotransmitterstoffwechsel normalisiert (1) und Störungen können dadurch positiv beeinflusst werden.

L-Tryptophan wirkt durch die Erhöhung des Serotoningehalts auch auf den Melatoninspiegel im Körper. Das Hormon Melatonin wird in der Epiphyse während der Nachtstunden aus Serotonin gebildet und hat schlaffördernde Wirkung. (2) Schlafstörungen treten oft zusammen mit depressiven Verstimmungen auf und werden mit einem niedrigen Serotonin-/Melatoninspiegel im Körper in Verbindung gebracht.
Die L-Tryptophankonzentration im Zentralen Nervensystem (ZNS) kann erhöht werden, indem L-Tryptophan zusammen mit Kohlenhydraten supplementiert wird. Diese bewirken einen Anstieg des Insulinspiegels, durch den alle anderen Aminosäuren vermehrt in Muskelzellen eingeschleust werden und dadurch nicht mehr mit Tryptophan um den Eintritt in das ZNS konkurrieren. (6)

B-Vitamine und Tryptophan, eine sinnvolle Kombination
Die B-Vitamine Niacin, Vitamin B1 und Vitamin B6 sind für den erfolgreichen Ablauf der Serotoninsynthese unabdingbar, während bei Schlafstörungen die Kombination von L-Tryptophan mit Vitamin B6 und Magnesium empfohlen wird. (1) Auch Niacin hilft beim Einschlafen und kann die Schlafqualität verbessern. (4) Für Vitamin B6 gibt es Hinweise, dass sich die Intensität des Träumens und die Traumerinnerung durch eine Substitution erhöhen. (5)
 
Supplementierung mit Tryptophan gegen Heißhunger auf Süßes
Serotonin spielt auch beim Essverhalten eine wichtige Rolle. Bei der Kontrolle der Nahrungsaufnahme gibt es eine Reihe von Neurotransmittern und Neuropeptiden, die die selektive Aufnahme von Nahrungsbestandteilen regulieren. L-Tryptophan als Vorstufe von Serotonin wirkt der Aufnahme von Kohlenhydraten entgegen und kann die Nahrungsaufnahme insgesamt reduzieren. (3)
 
Tryptophan wirkt positiv auf soziales Verhalten
Tryptophan wirkt auf Sozialverhalten und Stimmung positiv ein. In einer doppelblinden Cross-over-Studie wurde die Wirkung von 1g Tryptophan dreimal pro Tag auf Sozialverhalten und Stimmung untersucht. Die Gabe von Tryptophan verringerte signifikant aggressives und gereiztes Verhalten, es erhöhte die Diskussionsbereitschaft und Konfliktsituationen wurden eher als lösbar eingestuft. Bei Männern zeigte sich auch eine Reduktion dominanten Verhaltens. Somit zeigte die Gabe von Tryptophan eine Verbesserung des konstruktiven sozialen Verhaltens sowie eine verbesserte Einschätzung anderer (7).

Labordiagnostik

Parameter Substrat Referenzwert Beschreibung
L-Tryptophan  Serum 34-90 nmol/l Aminosäure
L-Tryptophan Urin < 0,9 mg/g Organix-Neuro, Ratio- Tryptophan / L-Kynurenin
Kynurenin/ L-Tryptophanratio  Urin < 0,6 Index   Organix-Neuro, Ratio-Tryptophan- / L-Kynurenin

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Allgemeinbefinden Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, geringe Stresstoleranz
Essverhalten Vorliebe für Süßes (Kohlenhydratheißhunger) 
Verdauung Obstipation 
Schlafverhalten Ein- und Durchschlafstörungen 
Psyche Ängste, Aggressivität, Depressionen 

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
  • Bei Schlafstörungen: L-Tryptophan sollte 30 Minuten vor dem Schlafengehen bevorzugt mit einem kohlenhydratreichen Getränk eingenommen werden.
  • Bei depressiven Verstimmungen, Schmerzsyndromen, PMS und zur Appetitkontrolle: L-Tryptophan sollte über den Tag verteilt zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
  Hinweis:
Es besteht die Möglichkeit der Wechselwirkung mit Antidepressiva (Monoaminooxidasehemmer, Serotoninwiederaufnahmehemmer, z.B. Fluoxetin, Fluvoxamin, Parexetin) sowie mit bestimmten Medikamenten zur Behandlung von Parkinson (z.B. Selegilin), Krebs (Procarbazin) und dem Appetitzügler Dexfenfluramin. Bei Einnahme dieser Medikamente sollte L-Tryptophan nicht zusätzlich eingesetzt werden.
 
Nebenwirkungen
Schwindel, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und Sedation
 
Kontraindikationen
Schwere Leberinsuffizienz, hepatische Enzephalopathie, Niereninsuffizienz, Schwangerschaft und Stillzeit, Störungen des Aminosäurestoffwechsels, bei Einnahme von Antidepressiva, Parkinsontherapeutika und Appetitzüglern

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Antidepressiva
(trizyklische, Lithium)
 
Die Wirkung der Antidepressiva wird durch L-Tryptophan verstärkt.
Antidepressiva
(MAO-Hemmer, SSRI)
 
Bei gleichzeitiger Gabe Serotoninsyndrom möglich.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Aminosäuren L-Tryptophan, Tyrosin und Phenylalanin konkurieren mit Valin, Leucin und Isoleucin (BCAA's)  beim Transport durch die Blut-Hirn-Schranke. Die BCAA's werden bevorzugt und reduzieren die Aufnhamen von L-Tryptophan, Tyrosin und Phenylalanin über die Blut-Hirn-Schranke.

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
Proteinogene, essentielle, aromatische Aminosäure
 
Verbindungen
L-Tryptophan

Referenzen

Referenzen

1) Gröber, U. 2002. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte.
2) Dietl, H., Ohlenschläger, G. 2003. Handbuch der orthomolekularen Medizin. Prävention und Therapie durch körpereigene Substanzen.
3) Lopez-Esparza, S. et al. 2015. Expression of hippocampal serotonin receptors 5-HT2C and 5-HT5A in a rat model of diet-induced obesity supplemented with tryptophan. International Journal of Developmental Neuroscience. 42:80-85.
4) Burgerstein, L. 2002. Handbuch der Nährstoffe.
5) Ebben, M.et al. 2002. Effects of pyridoxine on dreaming: a preliminary study. Percept Mot Skills. 94(1):135-40.
6) Fernstorm, J. D. 1977. Effects of the diet on brain neurotransmitters. Metabolism. 26:207-233
7) Marije aan het Rot. et al. Young. Social behaviour and mood in everyday life: the effects of tryptophan.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

nach oben