Flohsamen

Synonym(e): Arabinose, Galakturonsäure, Plantago ovata, Psyllium, Ramnose, Xylose
Nährstoffgruppe: Probiotika & Ballaststoffe

Besondere Informationen

Flohsamen hat hohes Wasserbindungsvermögen
Psyllium (Flohsamen) wird aus den Schalen oder Spelzen von Plantago ovata gewonnen. Die in Flohsamen enthaltenen Schleimstoffe, in erster Linie Galakturonsäure, Xylose, Ramnose und Arabinose, haben ein hohes Wasserbindevermögen. Flohsamen kann durch Quellen in Wasser sein Volumen um das 10- bis 20-Fache erhöhen. Noch höher ist das Wasserbindungsvermögen der Flohsamenschalen, die sogar bis um das 40-Fache anquellen können (1).
 
Flohsamen zur Regulation der Darmtätigkeit
Diese Quellfähigkeit ist es, die den Stuhl weicher und voluminöser macht. Die Volumenzunahme stimuliert durch den entstehenden Druck auf die Darmwand die Peristaltik und reguliert dadurch die Darmentleerung. Bei Durchfall hingegen verlängert sich die Transitzeit durch die Bindung von Wasser - die Durchfälle werden gelindert. Der Einsatz von Flohsamen wird bei habitueller Obstipation, bei Durchfällen und bei irritablem Kolon als positiv bewertet (2). In vergleichenden Studien wurde zudem gezeigt, dass Flohsamen bei irritablem Kolon gegenüber Weizenkleie eine signifikant bessere Wirkung erzielt. Im therapeutischen Einsatz ist Psyllium als Ballaststoffquelle deshalb Kleiepräparaten überlegen (3).
 
Die direkte Wirkung von Faserstoffen bei Obstipation und hämorrhoidalen Veränderungen
In Industrienationen ist bis zu ein Viertel der Bevölkerung von chronischer Verstopfung betroffen. Mangelnde Bewegung, eine geringe Flüssigkeitszufuhr und eine Ballaststoffaufnahme, die weit unter den empfohlenen Referenzwerten liegt, sind die Hauptursachen für habituelle Obstipation (4). Eine Erhöhung der Ballaststoffzufuhr gilt als erfolgversprechende therapeutische Maßnahme (5). Durch das vergrößerte Stuhlvolumen und die dadurch bedingte mechanische Dehnung wird die Darmperistaltik angeregt, die Transitzeit des Stuhls verkürzt und die Darmentleerung erleichtert. Das erhöhte Stuhlvolumen und die weichere Konsistenz sind besonders bei Patienten mit hämorrhoidalen Veränderungen sowie nach Hämorrhoidektomien indiziert. Ein reduziertes Schmerzgeschehen, raschere Heilung sowie ein im Durchschnitt kürzerer postoperativer stationärer Aufenthalt werden durch klinische Daten bestätigt (6). Unterstützt wird die Aktivität der Ballaststoffe durch Magnesiumcitrat, das ebenfalls einer Obstipation entgegenwirkt (7).
 
Ballaststoffe bei Hypercholesterinämie und Diabetes
Eine Erhöhung der Ballaststoffzufuhr beeinflusst die glykämischen Reaktionen des Stoffwechsels. Ballaststoffe können zu einem verlangsamten Anstieg des Blutzuckerspiegels führen und so eine gleichmäßigere Insulinausschüttung bewirken. Dies kann sowohl beim Gesunden als auch beim Diabetiker Typ 2 die Glukosetoleranz verbessern (2). Die Einnahme von Psyllium führte in klinischen Studien sowohl zu einer kontrollierten Glukosehomöostase als auch zu einem optimierteren Lipidprofil (8). Die cholesterinsenkenden Effekte von Psyllium werden auf die Bindung und Ausscheidung von Gallensäuren im Darm zurückgeführt. Dadurch müssen neue Gallensäuren synthetisiert werden, wofür Cholesterin als Ausgangsstoff benötigt wird - die Cholesterolwerte im Serum sinken (9). Zudem binden Ballaststoffe Triglyceride, Fettsäuren und Cholesterol aus der Nahrung und regulieren dadurch die Blutfettwerte positiv (10). Dadurch sinkt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen signifikant (9).
 
Hunger- und Appetitkontrolle bei Übergewicht und Adipositas
Ballaststoffe beginnen bereits im Magen zu quellen, wodurch das Speisebreivolumen ansteigt. Das Resultat ist ein lang anhaltender Sättigungseffekt, der das Einsetzen eines erneuten Hungergefühls verzögert. Durch die modulierte Insulinausschüttung kommt es zudem auch auf Stoffwechselebene zu geringeren Appetit- und Hungersignalen.
 
Protektive Effekte bei Kolon- und Rektumkarzinomen
Eine hohe Ballaststoffzufuhr senkt das Risiko für maligne Tumore des Dickdarms. Die raschere Exkretion potenziell karzinogener Noxen vermindert deren Kontakt mit den Epithelzellen. Eine gesteigerte Synthese schützender kurzkettiger Fettsäuren durch Darmbakterien, die die Zellproliferation hemmen und Apoptose induzieren können, trägt ebenfalls zur Reduktion des Tumorrisikos bei (2). Durch Stärkung der Darmflora mithilfe von Prä- und Probiotika kann über eine modulierte Immunantwort möglicherweise auch die Krebsentstehung in anderen Geweben verhindert werden (11) (12).
 

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Zur Aktivierung der Darmfunktionen bei Obstipation und Darmträgheit sowie bei unregelmäßiger und schwieriger Stuhlentleerung 2 - 4 g Flohsamenschalen/d 
Bei reduzierter Darmmotiliät infolge von Bettlägerigkeit 2 - 4 g Flohsamenschalen/d  
Zur angenehmeren Stuhlentleerung bei Analfissuren, Hämorrhoiden und nach Hämorrhoidektomie 2 - 4 g Flohsamenschalen/d  
Therapiebegleitend bei Reizdarm und unspezifischen Durchfällen 2 - 4 g Flohsamenschalen/d  
Begleitend bei Adipositas, Diabetes mellitus und Hyperlipidämie sowie bei Morbus Crohn 2 - 4 g Flohsamenschalen/d  
Zur Hunger- bzw. Appetitkontrolle durch verbesserte Sättigung 2 - 4 g Flohsamenschalen/d  
Als kurmäßige Anwendung zur Reinigung und Entgiftung aus dem Darm sowie zum Aufbau einer gesunden Darmflora 2 - 4 g Flohsamenschalen/d  

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Flohsamenschalen sollten 30 - 50 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Es ist auf eine ausreichend hohe Flüssigkeitsaufnahme während der Anwendung zu achten da es sonst zu einer Obstipation kommen kann. Gelegentlich können milde gastrointestinale Beschwerden (Blähungen) auftreten. Bei empfindlichen Personen empfiehlt sich eine einschleichende Dosierung.
 
Kontraindikationen
Nicht anwenden bei Kolondivertikulose/Divertikulitis, da es durch Einlagerung und Aufquellen des Flohsamens in den Divertikeln zu Blähungen und Bauchschmerzen kommen kann.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
 Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Mineralstoffe und Vitamine Ballaststoffe können die Bioverfügbarkeit von Mineralstoffen und Vitaminen herabsetzen. Eine Supplementierung mit Mikronährstoffen sollte immer in zeitlichem Abstand zu einer Ballaststoffsubstitution stehen.

Referenzen

Referenzen

1) Yu, L. L. et al. 2009. Beneficial health properties of psyllium and approaches to improve its functionalities. Adv Food Nutr Res. 55:193-220.
2) Singh, B. 2007. Psyllium as therapeutic and drug delivery agent. Int J Pharm. 334(1-2):1-14.
3) Bijkerk, C. J. et al. 2009. Soluble or insoluble fibre in irritable bowel syndrome in primary care? Randomised placebo controlled trial. BMJ. 339:b3154.
4) Krammer, H. 2005. Therapeutic options of chronic constipation. Internist. 46(12): 1331-8.
5) Anderson, J. W. et al. 2009. Health benefits of dietary fiber. Nutr Rev. 67(4):188-205.
6) Kecmanovic, D. et al. 2006. Bulk agent Plantago ovata after Milligan-Morgan hemorrhoidectomy with Ligasure. Phytother Res. 20(8):655-8.
7) Guerrera, M. P. et al. 2009. Therapeutic uses of magnesium. Am Fam Physician. 80(2):157-62.
8) Moreno, L. A. et al. 2003. Psyllium fibre and the metabolic control of obese children and adolescents. J Physiol Biochem. 59(3):235-42.
9) Theuwissen, E., Mensink, R. P. 2008. Water-soluble dietary fibers and cardiovascular disease. Physiol Behav. 94(2):285-92.
10) Allen, K. G., Bristow, S. J. et al. 2004. Hypolipidemic effects of modified psyllium preparations. J Agri Food Chem. 52(16)4998-5003.
11) Davis, C. D., Milner, J. A. 2009. Gastrointestinal microflora, food components and colon cancer prevention. J Nutr Biochem. 20(10):743-52.
12) Kumar, M. et al. 2010. Cancer-preventing attributes of probiotics: an update. Int J Food Sci Nutr.

Referenzen Interaktionen:
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.
 

nach oben