Papain (Papaya)

Synonym(e): Papain
Nährstoffgruppe: Pflanzliche Extrakte & Wirkstoffe, Enzyme

Vorkommen

Vorkommen in der Nahrung
Der Papayabaum gehört zur Familie der Melonenbaumgewächse (Caricaceae) und kommt ursprünglich aus den Tropen Amerikas. Heutzutage wird er weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten kultiviert. Besonders die Kerne der Papayafrucht sind sehr reich an Papain, einem proteolytischen Enzym, das unter anderem zum Zartmachen von Fleisch verwendet wird. Die Frucht kann unreif wie Gemüse verarbeitet werden und findet sich in traditionellen Gerichten der Tropen. Die reife Frucht ist süßlich und im weltweiten Handel als Obst erhältlich.

Besondere Informationen

Akute und chronische Entzündungen
Proteolytische Enzyme wie Papain regulieren und modulieren entzündliche Prozesse. Sie stellen ein effizientes Therapeutikum bei akuten und chronischen Entzündungen dar (1). Insbesondere bei chronischen Entzündungen der Atemwege sowie bei Muskel- und Sehnenentzündungen zeigt der Einsatz von proteolytischen Enzymen gute therapeutische Erfolge. Proteasen beschleunigen den Ablauf des Entzündungsgeschehens durch die Entsorgung von nekrotischen Geweberesten und wirken durch ihre antiödemischen Eigenschaften schmerzlindernd (2). Bei Bronchitis und Sinusitis werden Enzyme auch bei Kindern ebenfalls mit Erfolg als begleitende Maßnahme verwendet (3) (4).
 
Sportverletzungen und traumatologische Verletzungen
Proteolytische Enzyme haben sich als effektive Ergänzung der herkömmlichen Maßnahmen in der posttraumatischen Phase nach Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen bewährt. Vor allem in der Akuttherapie gelten die antiödematösen und fibrinolytischen Wirkungen als wissenschaftlich gesichert (5).
Auch posttraumatische Schwellungen nach operativen Eingriffen können durch Enzymgaben signifikant schneller reduziert werden, wodurch sich auch das Schmerzgeschehen spürbar verringern lässt (6).
 
Adjuvanter Einsatz bei Strahlen- und Chemotherapie
Ein weiteres Einsatzgebiet der proteolytischen Enzyme ist die Onkologie. So kann der gezielte Einsatz von Enzymkombinationen die negativen Begleiteffekte einer Chemo- und Strahlenbehandlung signifikant vermindern (7) und sowohl die Symptomatik einer Tumorerkrankung verbessern als auch die Lebensqualität und die Überlebenschancen vergrößern (8). Dies wurde unter anderem in klinischen Studien an Patienten mit Dickdarmtumoren nachgewiesen (9). Als grundlegender biochemischer Mechanismus wird die Aktivität des Makroglobulins alpha2M angenommen, die durch proteolytische Enzyme verstärkt wird. Alpha2M kann wiederum die TGF-beta-Fraktionen im Serum irreversibel inaktivieren. TGF-beta-Konzentrationen sind bei bestimmten Tumorerkrankungen stark erhöht (10) (11).
 
Biologische Enzymaktivität: F.I.P. und U.S.P.
Für die therapeutische Effizienz der Enzyme ist die biologische Aktivität ausschlaggebend. Diese wird in F.I.P.-Einheiten bzw. in U.S.P.-Einheiten angegeben. F.I.P. steht als Abkürzung für Fédération Internationale Pharmaceutique, U.S.P. für United States Pharmacopeia. Diese Einheiten entsprechen jeweils definierten Enzymmengen, die in einer bestimmten Zeit unter Standardbedingungen 1 µmol definiertes Substrat umsetzen.

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Bei Wundheilungsstörungen und chronischen Wunden, wie offene Beine, Dekubitus, diabetischer Fuß 300 mg/d   
Bei akuten Verletzungen & Verbrennungen, wie großflächige Schürfwunden, Prellungen, Zerrungen  300 mg/d
Zur diätetischen Unterstützung der Wundheilung im Kiefer-, Nasen- & Nebenhöhlenbereich nach operativen Eingriffen 300 mg/d  
Bei akuten Entzündungen z.B. der Venen, Atmungsorgane, Stirn- und Kieferhöhlen (Erkältungen & grippale Infekte), Sehnen, Muskeln 300 mg/d  
Zur Therapiebegleitung bei hartnäckigen und schmerzhaften chronischen Entzündungen (z. B. Tennisellbogen)  300 mg/d
Begleitend therapeutisch bei Tumorerkrankungen und bei Chemo- und Strahlentherapie 300 mg/d  
Bei Beschwerden des Oberbauchs und dyspeptischen Erkrankungen bedingt durch eine eingeschränkte Verdauungsleistung, insbesondere bei älteren Patienten oder bei Diabetikern mit endogener und exogener Pankreasinsuffizienz 150 - 300 mg/d  

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
  • Zur Unterstützung der Verdauungsleitung sollte Papain unmittelbar vor den Mahlzeiten eingenommen werden.
  • Zur Verbesserung von Wundheilungs- und Entzündungsprozessen sollte Papain nüchtern bzw. eine Stunde vor einer Mahlzeit eingenommen werden.

Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Aufgrund der antithrombotischen Eigenschaften sollten Enzyme nach einer Operation eingesetzt werden, wenn die Blutstillung gesichert ist.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln oder anderen Nährstoffen
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Vertiefende Informationen

Proteolytische Enzyme: Adjuvantien für ein starkes Immunsystem

Enzyme sind Biokatalysatoren des Lebens. Sie beschleunigen biologische Reaktionen und sind grundlegende Cofaktoren für alle biochemischen Vorgänge im Körper. Derzeit sind über 5000 verschiedene Enzyme im menschlichen Organismus beschrieben. Seit vielen Jahren ist die Gruppe der Hydrolasen in das Sichtfeld der modernen Forschung gerückt. Dem Arzt Prof. Wolf und dem Biologen Dr. Karl Ransberger fielen Anfang der 1950er Jahre Proteasen auf, also Enzyme, die unter Hydrolyse Eiweißverbindungen spalten. Gab man diese Proteasen, wie Bromelain aus der Ananas, Papain aus der Papaya oder auch Trypsin/Chymotrypsin aus dem Pankreas, in die Blutbahn von Tieren, die vorher Verletzungen mit Entzündungsreaktionen hatten, so heilten diese signifikant schneller aus. Das war die evolutionäre Geburtsstunde der systemischen Enzymtherapie. Die Forschungen zum pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Verhalten der Enzyme bildeten die Grundlage für die Etablierung einer gänzlich neuen Therapieform, die heute allein in Deutschland jährlich von über 2 Millionen Patienten genutzt wird. WEITERLESEN 

Systemische Enzyme in der sportärztlichen Praxis
Der Einsatz proteolytischer Enzyme wie Bromelain, Papain, Trypsin und Chymotrypsin hat in der sportärztlichen Praxis einen hohen Stellenwert. Aufgrund der durchwegs positiven Erfahrungen, die Schritt für Schritt auch durch neue wissenschaftliche Evidenz untermauert werden, konnte sich die systemische Enzymtherapie einen festen Platz als komplementäre Therapieoption erobern. Ob als Sofortmaßnahme bei akuten Verletzungen, als Langzeittherapie bei chronischen Muskel-, Sehnen- oder Gelenksbeschwerden oder zum begleitenden Einsatz bei starker Trainingsbelastung im Spitzensport, proteolytische Enzyme sind nebenwirkungsfreie und wirkungsvolle Helfer mit hoher Akzeptanz beim Patienten. WEITERLESEN  

Referenzen

Referenzen

1) Koller, J. et al. 2008. Enzymatic necrolysis of acute deep burns - report of preliminary results with 22 patients. Acta Chir Plast. 50(4):109-14.
2) Veremeenko, K. N. et al. 2000. The mechanisms of the curative action of systemic enzyme therapy. Lik Sprava. (2):3-11.
3) Lanchava, N. et al. 2005. Wobenzym in treatment of recurrent obstructive bronchitis in children. Georgian Med News. (127):50-3.
4) Braun, J. M. et al. 2005. Therapeutic use, efficiency and safety of the proteolytic pineapple enzyme Bromelain in children with acute sinusitis in Germany. In Vivo. 19(2):417-21.
5) Berg, A. et al. 2005. Bromelain - Übersicht und Diskussion zur therapeutischen Anwendung und seiner Bedeutung in der Sportmedizin und Sporttraumatologie. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 56(1):12-19.
6) Kamenícek, V. et al. 2001. Systemic enzyme therapy in the treatment and prevention of post-traumatic and postoperative swelling. Acta Chir Orthop Traumatol Cech. 68(1):45-9.
7) Leipner, J., Saller, R. 2000. Systemic enzyme therapy in oncology: effect and mode of action. Drugs. 59(4):769– 80.
8) Hubarieva, H. O. et al. 2000. Systemic enzymotherapy as a method of prophylaxis of postradiation complications in oncological patients. Lik Sprava. (7-8):94-100.
9) Popiela, T. et al. 2002. Influence of a complementary treatment with oral enzymes on patients with colorectal cancers – an epidemiological retrolective cohort study. Cancer Chemother Pharmacol. 47:55-63.
10) Desser, L. et al. 2001. Oral therapy with proteolytic enzymes decreases excessive TGF-beta levels in human blood. Cancer Chemother Pharmacol. 47:10-5.
11) Lauer, D. et al. 2001. Modulation of growth factor binding properties of alpha2-macroglobulin by enzyme therapy. Cancer Chemother Pharmacol. 47:4-9.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

nach oben