Ginseng

Nährstoffgruppe: Pflanzliche Extrakte & Wirkstoffe

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Ginseng ist ursprünglich im Norden Koreas, Nordosten Chinas und Südosten Sibiriens beheimatet. Die Pflanze wurde über tausende von Jahren in der traditionellen chinesischen Medizin und in vielen orientalischen Ländern genutzt. Neben dem chinesischen Ginseng (Panax ginseng) zählt der amerikanische Ginseng (Panax quinquefolius) zu den verbreitetsten Arten. In der Phytotherapie finden hauptsächlich Wurzelextrakte Anwendung. Zur Lebensmittelherstellung wird Ginseng vor allem in Korea verwendet, wo er laufend kreativeren Nutzen findet. Zu den gängigsten Produkten zählen Suppen, Tees, Sirup, Schnaps, Bonbons, Kekse, Ginsengwein und kandierte Ginsengwurzeln.

Physiologische Effekte
Nervensystem
  • Ginsenoside erhöhen die Stresstoleranz über Regulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse
Immunsystem
  • Unterstützung der Lymphozytenproliferation
Glukosestoffwechsel
  • Antidiabetische Effekte durch Unterstützung der Insulinregulation und Schutz der Pankreaszellen

Besondere Informationen

Ginseng erhöht die Stresstoleranz
Extrakte aus der Ginsengwurzel (Panax ginseng) werden in der traditionellen chinesischen Medizin bei einer Vielzahl von Indikationen eingesetzt. Die enthaltenen Ginsenoside haben ein breites Wirkungsprofil, das sich vor allem durch die modulierenden Effekte auf das Immunsystem, das Endokrinium und das Zentralnervensystem zeigt. Durch ihre kortikomimetischen und adaptogenen Wirkungen erhöhen die Ginsenoside die Toleranz des Organismus gegenüber psychischem und physischem Stress (1). Dies geschieht über verschiedene Mechanismen. So können die Ginsenoside in Stresssituationen die Homöostasis der metabolischen Regulationen (2), die Cortisol- und Testosteronspiegel (3) sowie die Lymphozytenproliferation erhalten und die Folgen eines stressinduzierten, oxidativen Stresses abmildern (4). Durch die Verbesserung der körperlichen Stresstoleranz kann sich die psychophysische Leistungsfähigkeit in körperlichen oder psychischen Stresssituationen verbessern sowie das Auftreten stressinduzierter Folgeerkrankungen verringern.
 
Rote Ginsengwurzel hat adaptogene Wirkeigenschaften 
Durch kortikomimetische und adaptogene Effekte zeigt Ginseng eine stimulierende Wirkung auf unterschiedliche Organsysteme (1), die durch Einflüsse auf die Hypothalamus-Hypophyse-Nebennieren-Achse induziert werden. Dies könnte auch die Effekte von Ginseng auf die Sexualfunktionen erklären (5). Bei erektiler Dysfunktion wird der Einsatz von Ginseng ebenfalls als alternative Behandlungsmethode diskutiert (6). Die direkte Wirkung von Ginseng auf die Spermienqualität (7) sowie ein indirekter Effekt über eine verbesserte Stresstoleranz, die den nachgewiesenen negativen Einfluss von Stress auf die Spermienqualität (8) mindert, macht die Ginsengwurzel zu einem begleitenden Instrument bei der Behandlung von Fruchtbarkeitsstörungen beim Mann.
 
Ginseng zur Blutzuckerkontrolle
Roter Ginsengwurzelextrakt hat ebenfalls gut dokumentierte antidiabetische Effekte. Im klinischen Versuch zeigte die Supplementierung von Ginseng eine Verbesserung der Plasma-Glukose- und der Plasma-Insulin-Regulation (9). Die verschiedenen Ginsenoside können zudem eine zytokininduzierte Apoptosis von Beta-Zellen des Pankreas verhindern, wodurch sich Ginseng besonders auch als begleitendes Therapeutikum bei Diabetes mellitus Typ 1 eignet (10).
 
Ginseng beim Sport

Eine kleine Studie mit 10 Leichtathleten hat gezeigt, dass Panax Ginseng Auswirkungen auf den verzögert einsetzenden Muskelkater (engl. delayed-.onset muscle soreness (DOMS)) hat, indem Ginseng die Muskelerregung erhöhte, die wahrgenommene Anstrengung verminderte und gleichzeitig die Erholung der Muskeln beschleunigte (11). 

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Begleitend therapeutisch zur Verbesserung der Sexualfunktion insbesondere bei stressinduzierten Störungen 100 – 300 mg/d
Zur Verbesserung der Stimmungsparameter und der kognitiven Fähigkeiten 100 – 300 mg/d
Zur Erhöhung der Spermienqualität und -quantität 100 – 300 mg/d
Präventiv zur Verbesserung der Stresstoleranz und der Adaptation an Stressoren und zur Stärkung der physiologischen Widerstandskraft gegen physischen und psychischen Stress 100 – 300 mg/d
Präventiv und therapeutisch bei stressinduzierten Symptomen wie Nervosität, chronische Erschöpfung, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden und bei psychosomatischer Symptomatik 100 – 300 mg/d
Therapeutisch und adjuvant bei Burnout-Syndrom, BluthochdruckHerz-Kreislauf-Erkrankungen und geschwächter Immunantwort 100 – 300 mg/d
Zur Senkung und Regulierung eines erhöhten Blutzuckerspiegels bei Diabetes-mellitus-Erkrankungen 100 – 300 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Ginseng sollte vor oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.

Hinweis:
  • Die empfohlene Anwendungsdauer liegt bei mindestens drei Monaten.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Referenzen

Referenzen

1) Wagner, H., Wiesenauer, M. 2003. Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika.
2) Wang, X. et al. 207. Metabolic regulatory network alterations in response to acute cold stress and ginsenoside intervention. J Proteome Res. 6(9):3449-55
3) Gaffney, B. T. et al. 2001. The effects of Eleutherococcus senticosus and Panax ginseng on steroidal hormone indices of stress and lymphocyte subset numbers in endurance athletes.Life Sci. 70(4):431-42.
4) Hwang, H. J. et al. 2007. Combined effects of swim training and ginseng supplementation on exercise performance time, ROS, lymphocyte proliferation, and DNA damage following exhaustive exercise stress. Int J Vitam Nutr Res. 77(4):289-96.
5) Nocerino, E. etal. 2000. The aphrodisiac and adaptogenic properties of ginseng. Fitoterapia. 71 Suppl 1:S1-5
6) Hong, B. et al. 2002. A double-blind crossover study evaluating the efficacy of Korean red ginseng in patients with erectile dysfunction. A preliminary report. J Urol. 168(5):2070-3
7) Mkrtchychan, A. et al. 2005. A phase I clinical study of andrographis paniculata fixed combination versus ginseng and valerian on the semen quality of healthy male subjects. Phytomedicine. 12(6-7):403-9
8) Eskiocak, S. et al. 2005. Glutathione and free sulphydryl content of seminal plasma in healthy medical students during and after exam stress. Hum Reprod. 20(9):2595-600.
9) Vuksan, V. et al. 2006. Korean red ginseng (panax ginseng) improves glucose and insulin regulation in well controlled type 2 diabetes: results of a randomized, double-blind, placebo-controlled study of efficacy and safety. Nutr Metab Cardiovasc Dis.
10) Kim, H. Y., Kim, K. 2007. Protective effect of ginseng on cytokine-induced apoptosis in pancreatic beta cells. J Food Chem.
11) Gislaine, C.-S. et al. Panax ginseng Supplementation Increases Muscle Recruitment, Attenuates Perceived Effort, and Accelerates Muscle Force Recovery After an Eccentric-Based Exercise in Athletes. J Strength Cond Res. 36(4):991-997.

Referenzen Interaktionen:
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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