Cranberry

Synonym(e): Anthocyane, Ellagsäure, Karnbeere, Kranichbeere, Moosbeere, Phenole, Proanthocyanidine, Quercetin, Vaccinium macrocarpon
Nährstoffgruppe: Pflanzliche Extrakte & Wirkstoffe

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
Die Cranberry (Vaccinium macrocarpon) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Heidelbeeren (Vaccinium). In der Ernährung findet man die Frucht meist in Form von Säften, Marmeladen, Süßigkeiten, als Trockenfrüchte oder in Backwaren.
 
Physiologische Effekte
 Antibakteriell
  • Adhäsionshemmende Eigenschaften gegenüber Bakterien an Schleimhäuten (insbesondere Escherichia coli im Urogenitaltrakt und Helicobacter pylori im Magen)
Antiinflammatorische Effekte
  • Hemmung proinflammatorischer Zytokine und Chemokine sowie Hemmung der lokalen Ausschüttung proteolytischer Enzyme

Besondere Informationen

Inhaltsstoffe der Cranberrys
Cranberrys sind außerordentlich reich an phenolischen Verbindungen, darunter die Phenolsäure Ellagsäure, die roten Pflanzenfarbstoffe Proanthocyanidine und das Flavonoid Quercetin. Neben starken antioxidativen Effekten, die sich auf alle zellulären Abläufe positiv auswirken, sind besonders die antibakteriellen Eigenschaften der Cranberryinhaltsstoffe für den therapeutischen Einsatz von Interesse. In In-vitro-Studien wurde belegt, dass die Proanthocyanidine das Andocken von Bakterien am Zielgewebe hemmen und dadurch die Voraussetzung für eine spätere Infektion bereits im Anfangsstadium unterbinden.1
 
Proanthocyanidine behindern die bakterielle Adhäsion
Infektionen durch pathogene Bakterien folgen einer konstanten Abfolge. Am Anfang steht immer die Kolonisation des Gewebes durch das Bakterium als Voraussetzung für eine spätere Infektion, aber ohne pathologische Konsequenz. Das Schlüsselereignis für die Ausbildung einer Infektion ist die Adhäsion der Bakterien an das Zielgewebe. Danach erfolgten die Internalisation, also die Aufnahme der Bakterien in die Zellen des Gewebes, und die Invasion. Bakterien mit hoher Virulenz, wie uropathogene Escherichia coli,  weltweit häufigster Verursacher von Harnwegsinfektionen, haben spezielle Fähigkeiten entwickelt, um die körpereigene Abwehr zu umgehen, die auf adhäsionshemmende Maßnahmen zurückgreift (z.B. durch die Gegenwart niedermolekularer Kohlenhydrate). Die antiadhäsive Wirkung der Cranberryinhaltsstoffe beruht auf einer direkten Hemmung der Ausbildung der Andockstellen am Bakterium (P-Fimbrien). Verantwortlich für diese Wirkung sind spezielle bioaktive Proanthocyanidine (A-Typ-PAC), die sich von ähnlichen Verbindungen in anderen Pflanzenextrakten unterscheiden und für die spezifischen antibakteriellen Eigenschaften der Cranberry letztlich verantwortlich sind.1, 2
 
Cranberry bei rezidivierenden Harnwegsinfekten
Das antiadhäsive Wirkprinzip bei bakteriellen Infekten führt vor allem bei Harnwegsinfekten zu einem neuen Therapieansatz. Mittlerweile liegt eine ausreichende Zahl klinischer Studien an Patienten mit rezidivierenden Harnwegsinfekten vor, die einen signifikanten Zusammenhang zwischen Cranberryaufnahme und reduziertem Auftreten von Harnwegsinfektionen belegen. Das Cochrane-Institut bewertet nach einer systematischen Auswertung dieser Studien den präventiven Nutzen von Cranberrysaftkonsum bei Frauen mit Harnwegsinfektionen als ausreichend belegt. Die Ergebnisse gelten sowohl für die tägliche Aufnahme von Saft als auch von Cranberrytrockenkonzentrat.3 Eine kanadische Studie mit 150 sexuell aktiven Frauen im Alter von 21 bis 72 Jahren belegt sowohl bei Cranberrysaft als auch bei Trockenkonzentrat gegenüber Placebo eine signifikante Reduktion der Harnwegsinfekte um ca. 20 %.4
 
Cranberry und Helicobacter pylori
Die bakterielle Adhäsion an die Schleimhautzellen des Magens und Dünndarms ist auch bei Helicobacter-pylori-Infektionen der entscheidende Auslöser für eine Erkrankung. Inzwischen stellt die zunehmende Antibiotikaresistenz von Helicobacter pylori ein so großes Problem dar, dass das Interesse an alternativen Strategien deutlich gewachsen ist. Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass die Adhäsionfähigkeit auch bei antibiotikaresistenten Helicobacter-pylori-Stämmen durch die Zufuhr von Cranberry-Proanthocyanidinen vermindert werden kann.5 Eine Ergänzung der herkömmlichen Triple- und Quadrupletherapie bei Helicobacterinfektionen um Cranberryprodukte kann deshalb den Erfolg der Helicobacter-pylori-Eradikation entscheidend verbessern.1
 
Cranberry-Proanthocyanidine bei Karies und Parodontose
Karies und parodontale Erkrankungen entstehen durch pathogene Bakterien, die sich über Adhäsionsvorgänge auf Zähnen und im gingivalen Gewebe festsetzen. Die Adhäsion verschiedener Bakterienstämme und die anschließende Invasion führen zu entzündlichen Reaktionen im Zahnfleischgewebe. Neben der direkten Wirkung der Cranberry-Proanthocyanidine (A-Typ-PAC) auf die Adhäsionsfähigkeit der Bakterien wurden antiinflammatorische Effekte von Cranberryinhaltsstoffen bei parodontalen Erkrankungen nachgewiesen.6 Cranberry kann die Bildung von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen sowie die lokale Ausschüttung proteolytischer Enzyme unterdrücken und dadurch die Zerstörung des parodontalen Gewebes verlangsamen.7
 
Ein neuer Ansatz zur Infektionsvermeidung und -kontrolle
Die Nutzung der antiadhäsiven Wirkung der Cranberryinhaltsstoffe stellt einen neuen und intelligenten Ansatz in der Prophylaxe und Therapie bakterieller Erkrankungen dar. Infektionsvermeidung und -kontrolle könnten ohne Abtötung von Bakterien gelingen, wodurch der mit einer Antibiotikatherapie verbundene Selektionsdruck zur Ausbildung resistenter Formen vermieden wird. Durch die Kombination verschiedener Wirkprinzipien (antibakteriell, antioxidativ und antiinflammatorisch) können durch zusätzliche Gabe von Cranberry die Wirksamkeit und Effizienz eines Therapeutikums gesteigert werden.8
 
Cranberry und ihr positiver Effekt auf Gedächtnis und Blutfettwerte
Die in der Cranberry enthaltenen Polyphenole können sich positiv auf den altersassoziierten Abbau kognitiver Leistungen und die Blutfettwerte auswirken. Eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT) zeigte, dass der tägliche Verzehr von gefriergetrocknetem Cranberrypulver über einen Zeitraum von 12 Wochen bei einer Gruppe von 50-80-jährigen zu einer signifikanten Verbesserung der Leistung des episodischen Gedächtnisses und der Nervenfunktion führte. Außerdem zeigte sich bei den Probanden ein signifikanter Rückgang des LDL-Cholesterinspiegels.Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch eine weitere RCT mit 30 Typ-2-Diabetikern, bei welchen sich 12 Wochen nach einer täglichen Supplementierung eine signifikante Senkung des LDL-Cholesterins, des Gesamtcholesterins sowie Gesamt-Cholesterin-/HDL-Quotient zeigte.10 Eine RCT mit 78 übergewichtigen oder fettleibigen Erwachsenen belegte darüber hinaus auch eine Verbesserung des HDL-Cholesterins nach Konsum eines polyphenolreichen Getränks mit Cranberry über einen Zeitraum von 8 Wochen.11 Dieses Ergebnis deckt sich auch mit einer weiteren Studie, wonach der tägliche Konsum von 250 ml eines Cranberrysaft-Cocktails nach Studienende zu einem Anstieg der HDL-Cholesterinkonzentration im Plasma bei 30 adipösen Männern führte.12

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Cranberry kann zu oder zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand keine relevanten Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand keine relevanten Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Spurenelemente Polyphenole hemmen bei gleichzeitiger Einnahme die Resorption von Eisen.

Referenzen

Referenzen

1 Nowack, R. 2006. Cranberry als Phyto- Prophylaktikum bei bakteriellen Infektionen. Zeitschrift für Phytotherapie. 27:163-171.
2 Bruyere, F. 2006. Use of cranberry infection in chronic urinary tract infections. Med Mal Infect. 36(7):358-63.
3 Jepson, R. G. 2004. Cranberries for preventing urinary tract infections. Cochrane Database Syst. Rev. CD001321.
4 Stothers, L. 2002. A randomized trial to evaluate effectiveness and cost effectiveness of naturopathic cranberry products as prophylaxis against urinary infection in women. Can J Urol. 9(3):1558 – 625.
5 Shmuely, H. et al. 2004. Susceptibility of Helicobacter pylori isolates to antiadhesion 
activity of a high-molecular-weight constituent of cranberry. Diagn Microbiol Infect Dis. 50(4):231-5
6 Labrecque, J. et al. 2006. Effects of a high-molecular-weight cranberry fraction on growth, biofilm formation and adherence of Porphyromas gingivalis. J Antimicrob Chemother. 58(2):439-43.
7 Bodet, C. 2006. Inhibition of periodontopathogen- derived proteolytic enzymes by a high molecular weight fraction isolated from cranberry. J Antimicrob Chemother. 57(4):685-90.
8 He, X. 2006. Cranberry phytochemicals: isolation, structure elucidation, and their antiproliferative and antioxidant activities. J Agric Food Chem. 54(19):7069-74.
9 Flanagan, E. et al. 2022. Chronic Consumption of Cranberries (Vaccinium macrocarpon) for 12 Weeks Improves Episodic Memory and Regional Brain Perfusion in Healthy Older Adults: A Randomised, Placebo-Controlled, Parallel-Groups Feasibility Study. Front Nutr. 9:849902.
10 Lee, I. T., et al. 2008. Effect of cranberry extracts on lipid profiles in subjects with Type 2 diabetes. Diabet Med. 25(12):1473-7.
11 Chew, B. et al. 2018. Chronic consumption of a low calorie, high polyphenol cranberry beverage attenuates inflammation and improves glucoregulation and HDL cholesterol in healthy overweight humans: a randomized controlled trial. European Journal of Nutrition. 58: 1223-1235.
12 Ruel, G. et al. 2008. Low-calorie cranberry juice supplementation reduces plasma oxidized LDL and cell adhesion molecule concentrations in men. Br J Nutr. 99(2):352-9.

Referenzen Interaktionen:
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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