Schwarzkümmelöl

Synonym(e): Alpha-Hederin, Nigella sativa, Thymoquinon
Nährstoffgruppe: Pflanzliche Extrakte & Wirkstoffe

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
Der echte Schwarzkümmel (Nigella sativa), auch als Gold der Pharaonen bekannt, gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Aus seinem Samen wird ein Öl gewonnen, welches traditionell bereits über 2000 Jahren als Naturdroge verwendet wird und sich durch ein Spektrum an verschiedenen bioaktiven Pflanzeninhaltsstoffen auszeichnet. Zu den bekanntesten und wichtigsten enthaltenen Wirkstoffen zählen Thymoquinon und Alpha-Hederin. 
Physiologische Effekte
Leber Thymoquinon verhindert die Lipidperoxidation in der Leber.
Antikanzerogen Thymoquinon hemmt die Zellproliferation und unterstützt die Apoptose in Tumorzellen.
Immunsystem Stärkung der natürlichen Immunantwort der T-Zellen und Killerzellen.

Referenzwerte

Referenzwerte für die Zufuhr von Schwarzkümmelöl
Kinder (2-16 Jahre) 15-80 mg/kg KG/Tag (1)(2)(3)
Jugendliche/Erwachsene  (ab 16 Jahre) 3g/Tag

Besondere Informationen

Inhaltsstoffe des Schwarzkümmels

Das kaltgepresste Öl aus dem Samen von Nigella sativa gehört in verschiedensten Kulturkreisen zu den wichtigen, traditionell verwendeten Naturdrogen. Studien zeigen, dass neben Phytochemikalien wie Thymohydroquinon, Nigellon, einigen Alkaloiden (Nigellidin und Nigellicin) und Flavonoiden vor allem die enthaltenen Komponenten Thymoquinon und Alpha-Hederin vielversprechende chemopräventive Substanzen darstellen und vermutlich für den Großteil der pharmakologischen Effekte verantwortlich sind. Dazu zählen immunmodulierende, hypoglykämische, hypocholesterinämische, antiadipöse, hepatoprotektive, hypotensive, bronchodilatatorische, analgetische, entzündungshemmende, antioxidative, und zytoprotektive Eigenschaften sowie eine zytotoxische und zytostatische Wirkung auf Tumorzellen.  Der Hauptbestandteil Thymoquinon hat entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen. Es kann die Genexpression von Antioxidantien wie Katalase, Glutathionperoxidase und Glutathionreduktase hochregulieren. Außerdem vermindert diese Substanz durch das Abfangen von freien Radikalen die Lipidperoxidation und damit die Produktion von Malondialdehyd, einem wichtigen Biomarker für oxidativen Stress. Darüber hinaus enthält Nigella sativa aus phytochemischer Sicht ein großes Spektrum gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe. In den Samen der Pflanze finden sich wertvolle Fettsäuren – wie Linol-, Ölsäure –, ätherische Öle, Mineralien und Vitamine.1,2,3
 

Hohes immunmodulierendes Potential zum Einsatz bei Allergien

Nigella-sativa-Öl wird seit langem zur Prävention und zur Linderung der Symptomatik bei allergischen Reaktionen eingesetzt. Klinische Studien bei Patienten mit allergischer Rhinitis, Asthma oder atopischem Ekzem untermauern die Effizienz der Anwendung in diesem Indikationsrahmen. So zeigte sich in allen Untersuchungen bei den Patienten eine Verbesserung der subjektiven Wahrnehmung der Symptome, einhergehend mit den entsprechenden klinischen Parametern. Schwarzkümmelöl wird als effektives Adjuvans zur Behandlung von Allergien bewertet.Der erfolgreiche Einsatz von Schwarzkümmel bei asthmatischen Erkrankungen wird zum einen auf die entzündungshemmende und relaxierende Wirkung auf die Bronchien, als auch auf einen ausgeprägten Antihistamineffekt zurückgeführt. Demnach führt Schwarzkümmel als prophylaktische Maßnahme zu einer signifikanten Verringerung der Frequenz und Intensität von Asthmasymptomen.5,6 Darüber hinaus werden die Samen des Schwarzkümmels auch bei Heuschnupfen, Pollen-, Staub- und Tierhaarallergien erfolgreich eingesetzt und zeigen eine Verminderung von Symptomen wie Nasenjucken, Niesattacken und Schwellung der Nasenschleimhaut bereits nach zweiwöchiger Supplementierung.7 Durch die Unterdrückung von Entzündungsmediatoren wie Prostaglandinen und Leukotrienen sowie durch die Erhöhung der T-Zellen und die natürliche Killerzellaktivitaten scheint Schwarzkümmelöl auch als Therapeutikum gegen Autoimmunerkrankungen geeignet zu sein.8
 

Pflanzliche Behandlung von allergischer Rhinitis und Neurodermitis

Allergische Rhinitis ist die häufigste chronische und allergische Erkrankung. Nigella sativa wird traditionell in diesem Bereich eingesetzt und verspricht aufgrund ihrer antiallergischen, entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften Linderung. Die klinische Forschung zeigt, dass die zweiwöchige Einnahme von Kapseln mit 0,5 ml Schwarzkümmelöl täglich Symptome wie Juckreiz, verstopfte oder laufende Nase und Niesen bei Erwachsenen mit allergischer Rhinitis reduziert.7 Andere vorläufige klinische Untersuchungen zeigten, dass die 4- bis 8-wöchige Einnahme von 40–80 mg Schwarzkümmelöl pro kg Körpergewicht täglich die selbstbewerteten Symptome der allergischen Rhinitis von 81 % der Patienten verbesserte (Placebo: 45 % der Patienten).4 Auch als Adjuvans zu einer spezifischen Immuntherapie zeigt Schwarzkümmel Potenzial. In einer kontrollierten Studie mit Hausstaubmilbenallergikern wurde die ergänzende allergenspezifische Immuntherapie mit Schwarzkümmel untersucht. Durch die Einnahme von zusätzlich 2 g Schwarzkümmelsamen täglich wurden die phagozytotischen und intrazellulären Zerstörungsaktivitäten durch polymorphkernige Leukozyten weiter gesteigert. Die CD8-Zahlen der Patienten, die eine spezifische Immuntherapie mit Supplementierung erhielten, stiegen signifikant an, im Gegensatz zu Patienten, die nur eine spezifische Immuntherapie erhielten. Die Autoren sehen die Ursache für die Symptomverbesserung bei allergischer Rhinitis in der durch In-vitro-Experimente bereits bestätigten antihistaminergen Wirkung von Schwarzkümmel.9 Kalus et al. untersuchten Neurodermitiker. Die Ergebnisse zeigten, dass sich bei 50 % der behandelten Patienten die subjektiv bewerteten Symptome der atopischen Dermatitis im Vergleich zum Ausgangswert verbesserten. Schwarzkümmelöl eignet sich also als wirksames ergänzendes Phytotherapeutikum bei der Behandlung von allergischen Erkrankungen.4 Tierstudien lassen den Rückschluss zu, dass die Ursache dafür ebenso in den immunmodulatorischen Eigenschaften des Schwarzkümmels liegt. Der aktive Inhaltsstoff Thymoquinon scheint das Th1/Th2-Immungleichgewicht zu modulieren; er verringert die Infiltration von Entzündungszellen aus dem Blut, die Expressionslevels von IL-4, IL-5 und IFN-μ und auch die IgE-Werte.10
 

Der Einfluss von Nigella sativa auf die Kontrolle von Asthma

Die Globale Initiative für Asthma definiert Asthma als eine heterogene Erkrankung, die in der Regel durch eine chronische Entzündung der Atemwege gekennzeichnet ist. Sie wird durch die Anamnese von respiratorischen Symptomen wie Keuchen, Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust und Husten identifiziert, die im Laufe der Zeit und in ihrer Intensität variieren, zusammen mit einer variablen Einschränkung des exspiratorischen Atemstroms. Der Globale Asthma Report 2014 betrachtet Asthma als eine epidemische Krankheit, die wahrscheinlich 334 Millionen Menschen weltweit betrifft und damit zu einem global  vorrangigen Gesundheitsthema wird.11 Asthma wird durch vielfältige Interaktionen zwischen Entzündungszellen und Mediatoren ausgelöst. Mindestens 27 Zytokine und 18 Chemokine spielen eine Rolle in der Pathophysiologie von Asthma, wobei Th2-Zytokine (Interleukin(IL)-4, IL-5 und IL-13) und Th1-Zytokin-Interferon-gamma die wichtigsten sind. Präklinische Studien mit Schwarzkümmelpräparaten zeigten bronchodilatatorische, antihistaminerge, entzündungshemmende, leukotrienhemmende und immunmodulatorische Effekte in Tier- oder Zellmodellen zu Asthma.11 Diese Effekte des Schwarzkümmels bestätigte eine randomisierte kontrollierte Humanstudie. 80 Asthmapatienten wurde über vier Wochen zweimal täglich 0,5 g Schwarzkümmelöl oder ein Placebo verabreicht. Die Schwarzkümmelöl-Supplementierung steigerte die Asthmakontrolle mit einem Trend zur verbes-serten Lungenfunktion. Dies war mit einer bemerkenswerten Normalisierung der erhöhten Eosinophilen im peripheren Blut verbunden, die einen wichtigen Biomarker in Asthmastudien darstellen.12 Auch als die Standard-Inhalationstherapie ergänzende Supplementierung bewährte sich Schwarzkümmel. Verabreicht als Kapseln mit gemahlenen Samen in Dosierungen von 1 oder 2 g täglich verbesserte das Phytotherapeutikum einige Parameter der pulmonalen Funktion und der Entzündung bei teilweise kontrolliertem Asthma. Die Verbesserung der Lungenfunktionstests deutet auf eine bronchodilatatorische Wirkung von Nigella sativa hin. Diese Studie war auch die erste, die zeigte, dass die Verabreichung von 1 g Schwarzkümmel täglich das fraktionierte ausgeatmete Stickstoffoxid verringert, Indikator für die Entzündungsreaktion, die der Pathogenese von Bronchialasthma zugrunde liegt. Leider liegen keine Werte zu Asthmamarkern in Sputum oder Bronchialspülungen vor.13 Boskabady et al. untersuchten die bronchodilatatorischen Wirkungen von Schwarzkümmel auf mit Cortison-Spray, Salbutamol-Inhalation, Atrovent, Fluticason oder Euphyllin behandelte Asthmatiker. In dieser offenen Studie wurde die Wirkung von 50 bzw. 100 mg eines gekochten Extrakts aus Schwarzkümmelsamen pro kg Körpergewicht mit Euphyllin und Salbutamol verglichen. Nach Einnahme beider Extrakt-Dosen besserten sich die Lungenfunktionswerte, auch wenn die Besserungen durch den Schwarzkümmel-Wirkstoff denen von Euphyllin und Salbutamol unterlegen waren. Die Untersuchung weist nichtsdestotrotz darauf hin, dass Schwarzkümmel potent antiasthmatisch wirkt.14 Dieser Untersuchung ging eine randomisierte kontrollierte Studie mit 29 Asthmatikern voraus, die über drei Monate entweder Extrakt aus Schwarzkümmelsamen oder ein Placebo erhielten. Unter der Schwarzkümmel-Behandlung besserten sich die Asthmabeschwerden signifikant, die Häufigkeit der Beschwerden pro Woche und spastische Atemgeräusche waren verringert und die Lungenfunktionswerte signifikant erhöht. Zusätzlich benötigten die Patienten weniger der oben genannten Antiasthmatika.5
 

Das kardiometabolische Schutzpotenzial von Nigella sativa

Das Level von kardiometabolischen Störungen hat auf der ganzen Welt ein epidemisches Ausmaß erreicht. Nigella sativa empfiehlt sich seit vielen Jahrhunderten für medizinische Zwecke in diesem Indikationsrahmen, besonders aufgrund ihrer antioxidativen, entzündungshemmenden, hypoglykämischen, antihypertensiven und antihyperlipidämischen Eigenschaften.15 Hallajzadeh et al. evaluierten mithilfe einer Metaanalyse von 50 aktuellen randomisierten kontrollierten Studien mit insgesamt 3679 Teilnehmern die Auswirkungen von Schwarzkümmel-Supplementen auf die glykämische Kontrolle, Lipidprofile und Biomarker für entzündlichen und oxidativen Stress. Diese Analyse bestätigte die über verschiedene Mechanismen der Inhaltsstoffe vermittelte blutfettsenkende Wirkung von Schwarzkümmel. Schwarzkümmel reduziert signifikant Gesamt-, VLDL-, LDL-Cholesterin und Triglyceride. Neben erhöhten Blutfetten spielt auch die Glucosehomöostase eine Rolle in der Entwicklung von Atherosklerose – auch hier greift Schwarzkümmel regulierend ein. So wurde ein signifikanter reduzierender Effekt auf die Nüchternglucose- und HbA1C-Spiegel beobachtet, der einen Rückschluss auf den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel erlaubt und daher ein wichtiger Diabetesmarker ist. Durch seine glucosesenkenden Eigenschaften vermindert Schwarzkümmel zudem indirekt die Produktion freier Radikale und stärkt das antioxidative System. Die Metaanalyse verdeutlichte also die positiven Effekte von Schwarzkümmel auf Nüchternglucose, HbA1c, Triglyceride, Gesamt-, VLDL- und LDL-Cholesterinspiegel und unterstreicht damit die Bedeutung von Schwarzkümmel als natürliches und bewährtes Heilmittel mit kardiovaskulärem Schutzpotential.2 In einer randomisierten  placebokontrollierten Studie an leicht übergewichtigen postmenopausalen Frauen verbesserten sich nach zweimonatiger Supplementierung die Werte von Gesamtcholesterin, Triglyceriden, LDL-, HDL-Cholesterin und Blutzucker signifikant. Das deutet darauf hin, dass Schwarzkümmel für die Prävention und Behandlung des metabolischen Syndroms vorteilhaft ist, besonders während der Menopause, in der das Risiko für Veränderungen zunimmt.16, 17 Auch in Untersuchungen an Patienten mit metabolischem Syndrom unter Standardtherapie (Atorvastatin, Metformin) verbesserte die 6-wöchige Supplementierung mit 5 ml Nigella-sativa-Öl pro Tag die LDL- und HDL-Werte sowie den Nüchternblutzucker im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant.1518
 

Blutdrucksenkende Wirkung von Schwarzkümmel
Die aktiven Bestandteile von Nigella sativa sind Thymoquinon, Dithymochinon, Thymohydrochinon, Thymol, Carvacrol, Anethol und Terpinen-4-ol. Die blutdrucksenkende Wirkung geht dabei vermutlich hauptsächlich auf die enthaltenen ätherischen Öle zurück.19 Aber auch andere Bestandteile, wie lösliche Ballaststoffe, Flavonoide und der hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren (Linol-, Öl- und Arachidonsäure), könnten die Hypertoniekontrolle beeinflussen. Es sind zwar keine Mechanismen der Hypertoniekontrolle durch Nigella sativa bekannt, es wird aber eine herzberuhigende Wirkung, ein diuretischer Effekt oder eine kalziumkanalblockierende Funktion vermutet.20 Eine systematische Review und Metaanalyse der Ergebnisse klinischer Studien zeigte, dass die Einnahme von bis zu 3 g Schwarzkümmelöl oder 0,5–2 g Schwarzkümmelextrakt täglich über einen Zeitraum von 4–12 Wochen den systolischen (SBD) und diastolischen Blutdruck (DBD) bei Probanden mit oder ohne Bluthochdruck um etwa 3 mmHg senkt.20 Eine Studie an Patienten mit oder ohne Hypertonie stellte fest, dass die 8-wöchige Einnahme von 2,5 ml Schwarzkümmelöl zweimal täglich den SBD um etwa 11 mmHg und den DBD um etwa 10 mmHg senkt.21 Eine 8-wöchige randomisierte placebokontrollierte Studie untersuchte die Wirksamkeit von Schwarzkümmelsamen bei leichter Hypertonie. Die Untersuchungen zeigten eine eindeutige Abnahme des SBD und DBD. Als Begleiterscheinung nahmen auch Gesamtcholesterin und LDL-Cholesterin ab. Es wird angenommen, dass die blutdrucksenkende Wirkung des ätherischen Öls im Schwarzkümmel auf dessen antioxidative Eigenschaften zurückgeht,22 die mittels Dünnschichtchromatographie bestätigt wurden.19 Bereits in früheren Untersuchungen konnte ein Zusammenhang zwischen der Verabreichung von Antioxidantien bzw. deren Plasmalevels und Hypertonie aber auch Atherosklerose und Schlaganfällen hergestellt werden.22 Bei älteren Personen mit hohem Blutdruck ist die mangelnde Elastizität der Arterien ein charakteristischer Teil der Pathogenese. Da Nigella sativa auch die Produktion von Nitritoxid erhöht, welches der Starrheit der Arterien entgegenwirkt, wurde die Anwendung des Extrakts auch an älteren Patienten (Durchschnittsalter: 72 Jahre) untersucht. In dieser Studie war die SBD- und DBD-Reduktion nicht signifikant, wobei aber eine klinisch relevante Tendenz zu einem reduzierten SBD bestand. Eine erfolgreiche Reduktion des Blutdrucks bei älteren Patienten konnte nicht bewiesen werden. Ursachen dafür könnten einerseits die bereits sehr hohe Arterienstarre und andererseits der hohe Anteil an Frauen in der untersuchten Gruppe sein. Erhöhter Blutdruck ist bei älteren Frauen schwieriger zu behandeln als bei älteren Männern. Der Studienzeitraum war mit 28 Tagen kurz; weiterführende Studien mit älteren Patienten über einen längeren Zeitraum sind hier vonnöten.23
 
Nebenwirkungsfreies Diabetesmanagement mithilfe von Nigella sativa
Die Mehrheit der klinischen Forschungsarbeiten zeigt, dass die Einnahme von mindestens 1 g Schwarzkümmelöl täglich die Nüchternblutzuckerwerte verbessert. Eine klinische Studie zeigte, dass die Einnahme von dieser Dosis Schwarzkümmelöl über acht Wochen den Nüchternblutzucker-, Triglycerid- und Low-Density-Lipoprotein(LDL)-Cholesterinspiegel im Vergleich zu Placebo reduziert.24 Andere Untersuchungen zeigten, dass die Einnahme von 1350 mg Schwarzkümmelöl täglich über einen Zeitraum von zwölf Wochen den Nüchternblutzucker von neudiagnostizierten Typ-II-Diabetikern um etwa 14 mg/dl und den HbA1c-Wert um 0,3 % senkt. Die Verabreichung von Schwarzkümmelöl war im Gegensatz zu Metformin verträglich und nebenwirkungsfrei, jedoch war die Einnahme von 2000 mg Metformin täglich in Bezug auf das Diabetesmanagement effektiver.25 Badar et al. führten eine einjährige Studie durch, in der Typ-2-Diabetikern Schwarzkümmelsamen-Extrakt verabreicht wurde. Nach einer täglichen Einnahme von 2 g Schwarzkümmelsamen-Extrakt wurden neben signifikant positiven Auswirkungen auf die Blutfettwerte auch eine signifikante Abnahme des SBD und DBD, des mittleren arteriellen Blutdrucks und auch der Herzfrequenz festgestellt. Auch in dieser Studie erklärte man sich den positiven Effekt hauptsächlich durch das Potenzial der Pflanzensamen, dem erhöhten oxidativen Stress entgegenzuwirken, der eine Rolle bei Fettstoffwechselstörungen und auch Hypertonie spielt. Aus den Ergebnissen wird geschlussfolgert, dass sich Schwarzkümmelsamen als Therapieergänzung eignen, besonders in Kombination mit anderen antiatherogenen und blutdrucksenkenden Medikamenten zur Behandlung von diabetischen Komplikationen.26
 
Verminderung der Risikofaktoren bei nichtalkoholischer Fettlebererkrankung
Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) ist auf dem Vormarsch und betrifft bereits rund 25 % der Weltbevölkerung. Beginnend mit einer Ansammlung von Triglyceriden in der Leber (Steatose), kann NAFLD zur hepatischen und kardiovaskulären Morbidität und Mortalität führen. Die NAFLD ist stark mit den Faktoren des metabolischen Syndroms assoziiert, insbesondere mit Insulinresistenz. Eine dreimonatige Verabreichung von täglich 65 ml Schwarzkümmelöl erhöhte in einer vorläufigen klinischen Untersuchung den HDL-Cholesterinspiegel und reduzierte den Spiegel von Leberfunktionsenzymen, LDL-Cholesterin und Triglyceriden. In moderatem Maß besserte sich auch der Grad der Steatose. Das Schwarzkümmelöl scheint hepatische Schädigungen rückgängig zu machen, die Leber von NAFLD- Patienten zu schützen und zudem den hepatischen Lipid- und Triglyceridstoffwechsel zu beeinflussen. Hier könnte eine choleretische Wirkung der Pflanze zum Tragen zu kommen,27 aber auch entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften, die besonders vom Inhaltsstoff Thymoquinon ausgehen, spielen eine Rolle. Nigella sativa eignet sich dadurch als Adjuvans zur Verringerung systemischer Entzündungen und reduziert bei einer 8-wöchigen Einnahme von 1 g pro Tag den Nüchternblutzucker-Spiegel, die Blutfettwerte, Leberenzyme und Entzündungsfaktoren (hs-CRP, TNF-α und IL-6) von NAFLDPatienten.28
 
Schwarzkümmelöl zur unterstützenden Behandlung von Übergewicht

Die Epidemie von Übergewicht und Fettleibigkeit stellt weltweit eine große gesundheitliche Herausforderung dar. Metaanalysen von klinischen Voruntersuchungen mit insgesamt 875 Patienten zeigen, dass die tägliche Einnahme von 3–5 g Schwarzkümmelöl über bis zu 13 Wochen das Körpergewicht um etwa 2 kg und den Body-Mass-Index (BMI) um 0,85–1,2 kg/m2 reduziert.29, 30 Eine dieser Studien zeigte, dass die tägliche Einnahme von 3 g Schwarzkümmelöl über acht Wochen zusätzlich zu einer kalorienreduzierten Diät das Gewicht fettleibiger Frauen um 5 kg, den BMI um 1 kg/m2 und den Taillenumfang um 7 cm reduzierte. Im Vergleich zu Frauen, die nur eine kalorienarme Diät einhielten, war die Abnahme des Körpergewichts und des Taillenumfangs, jedoch nicht des BMI, statistisch signifikant. Adipositas ist typischerweise mit erhöhten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Der Vergleich der biochemischen Parameter zeigte einen signifikanten Rückgang der Triglycerid- und Very-Low-Density-Lipoprotein(VLDL)-Werte in der Schwarzkümmelöl-Gruppe. Schwarzkümmelöl in Verbindung mit einer kalorienarmen Diät kann demnach kardiometabolische Risikofaktoren bei adipösen Frauen reduzieren.31 Bei fettleibigen Männern, die zweimal täglich 1,5 g Schwarzkümmelsamen über einen Zeitraum von drei Monaten erhielten, schien die Supplementation die meisten subjektiven Beschwerden zu beseitigen. Symptome wie Verlust der Libido (84 % der Männer), Vergesslichkeit (89 %), großer Appetit (73 %), Schmerzen und Arthralgie (74 %), Schlaflosigkeit (54 %) und Faulheit (74 %) verschwanden völlig, wobei es keine Veränderungen in der Placebogruppe gab. Zudem nahmen Körpergewicht und Taillenumfang statistisch signifikant ab und andere gesundheitliche Biomarker verbesserten sich, wenn auch in geringerem Maße. Dies kann ein Hinweis für die metabolische Regeneration von Männern mit zentraler Adipositas sein.32
 

Immunmodulierende und schmerzhemmende Wirkung bei rheumatoider Arthritis
Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine einschränkende Autoimmunerkrankung, die durch erhebliche Schmerzen, fortschreitende Gelenkbeschwerden und damit verbundene funktionelle Beeinträchtigungen gekennzeichnet ist. 0,5–1 % der Erwachsenen weltweit sind davon betroffen. Die Ursache der Krankheit ist nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass immunologische und ernährungsbedingte Faktoren genauso eine Rolle spielen wie oxidativer Stress, hormonelle Wirkstoffe, die Genetik und Infektionskrankheiten. Verschiedene Immunzellen sind in die Pathogenese involviert, darunter Monozyten, Makrophagen sowie T- und B-Lymphozyten, wodurch die Produktion von entzündlichen Zytokinen wie TNF-α, Interleukin(IL)-1β und IL-6 zunimmt. Einige dieser Zellen führen zur Zerstörung von Synovia, Knorpel und Knochen. TNF-α stimuliert den Nuklearfaktor-kappa B(NF-κB)-Signalweg, der zur Produktion von entzündlichen Zytokinen führt, die eine wichtige Rolle bei RA spielen.33 Zudem gibt es Hinweise, dass CD4+-, CD8+- und CD4+-CD25+-T-Lymphozyten bei der Induktion bzw. der Bekämpfung der rheumatoiden Arthritis eine Rolle spielen. Dies untersuchte 2016 eine randomisierte Doppelblindstudie. Über zwei Monate wurde 43 Frauen mit RA entweder zweimal täglich 500 mg Schwarzkümmelöl oder ein Placebo verabreicht. In der Analyse mittels Durchflusszytometrie wurde ersichtlich, dass es unter der Schwarzkümmelöl-Behandlung zur Abnahme der CD8+-T-Zellen und der Zunahme der CD4+-CD25+-T-Zellen sowie des Verhältnisses von CD4+ zu CD8+ kam. In dieser Gruppe fand sich eine negative Korrelation zwischen CD8+- und CD4+-CD25+-T-Zellen und eine positive Korrelation zwischen CD4+-CD25+-T-Zellen und dem Verhältnis CD4+ zu CD8+, was einen immunmodulierenden Effekt von Nigella sativa zeigt.34 CD4+- haben eine schützende Wirkung bei RA, während CD4+-CD25+-T-Zellen durch IL-2-abhängige Mechanismen RA unterdrücken.35 Die Behandlung senkte zudem signifikant den Serumspiegel des hochsensitiven C-reaktiven Proteins und den Krankheitsaktivitätsscore (DAS-28) und führte zu einer verringerten Anzahl geschwollener Gelenke im Vergleich zur Baseline- und Placebogruppe. Diese Studie untermauert die potenzielle Relevanz von Nigella sativa in der klinischen Behandlung von RA durch die Modulation von T-Lymphozyten.34 In einer placebokontrollierten Studie erhielten 40 Frauen mit RA, die bereits mit DMARDs (Disease-modifying anti-rheumatic drugs) behandelt wurden, zweimal täglich für einen Monat 500 mg Schwarzkümmelöl. Auch hier verringerte sich der DAS-28-Score nach der Einnahme von Nigella-sativa-Kapseln signifikant im Vergleich zum Placebo, ebenso die Symptome der RA, wie Morgensteifigkeit und geschwollene Gelenke. Nigella sativa kann während einer DMARD-Therapie bei RA als kostengünstiges adjuvantes Biotherapeutikum betrachtet werden.36 Eine Review fasste drei klinische Humanstudien mit den Ergebnissen von Tierstudien zusammen und schloss, dass Schwarzkümmelöl, besonders sein Thymoquinongehalt, auf verschiedenen Wegen entzündungshemmend und schmerzlindernd wirkt. Die analgetische Wirkung des Nigella-sativa-Öls wird auf die Suppression von nozizeptiven Systemen oder Entzündungsmediatoren zurückgeführt, auch das Opioidsystem ist an der Schmerzhemmung beteiligt.35

 

Adjuvans bei der Eradikation von Helicobacter pylori
Standardtherapien, die zur Eradikation des magenbesiedelnden Bakteriums Helicobacter pylori eingesetzt werden, basieren auf Antibiotika. Die Resistenz von H. pylori gegenüber Antibiotika nimmt allerdings zu und es ist notwendig, neue wirksame Mittel zu finden. Denn nur eine erfolgreiche Behandlung der Infektion führt zu einem Rückgang der H.-pylori-assoziierten Erkrankungen, wie chronischer Gastritis und Magengeschwüren. Nigella-sativa-Samen bewiesen in vitro eine Anti-Helicobacter-Aktivität.37 Die Ergänzung der Standardtherapien mit Schwarzkümmelpräparaten scheint die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen H.-pylori-Eradikation zu erhöhen. In der klinischen Forschung gelang die Eradikation von H. pylori bei 88 % der Patienten, die eine 8-wöchige Vierfachtherapie mit Metronidazol, Amoxicillin, Bismutsubcitrat und Omeprazol, kombiniert mit 2 g Schwarzkümmelpulver täglich erhielten, verglichen mit 55 % der Patienten, die sich nur der Vierfachtherapie unterzogen. Auch die Lebensqualität der Patienten verbesserte sich.38 Salem et al. zeigten auch, dass die 4-wöchige Einnahme von 2 g Schwarzkümmelpulver täglich, kombiniert mit Omeprazol zur Eradikation von H. pylori ähnlich effektiv ist wie die 1-wöchige Standard-Dreifachtherapie mit Clarithromycin, Amoxicillin und Omeprazol. Jedoch war dieser Effekt nur bei der Dosis von 2 g Schwarzkümmelpulver zu sehen, 1 und 3 g bewirkten aber immer noch ähnliche Eradiaktionsraten wie ein einzelnes Antibiotikum. Die Kombination von Schwarzkümmelpräparaten mit den bewährten Antibiotikakombinationen könnte eine effizientere Therapie ergeben, die sicher und kostengünstig ist.37
 
Traditionelles Mittel bei Unfruchtbarkeit

Da die Samen von Nigella sativa in der traditionellen Medizin vielseitig eingesetzt werden, unter anderem auch gegen Unfruchtbarkeit, ist ihre Wirkung auf Männer mit unterdurchschnittlicher Samenqualität durchaus interessant. Die klinische Forschung zeigt, dass die 2-monatige Einnahme von 5 ml Schwarzkümmelöl täglich die Spermienzahl unfruchtbarer Männer um 40 %, die Spermienmorphologie um 32 % und die Spermienmotilität um 13 % verbessert, ebenso wie Samenvolumen, pH-Wert und den Anteil runder Zellen.39
 

Stärkung der hepatischen antioxidativen Schutzsysteme

Neben einer generellen Erhöhung des antioxidativen Status stärkt Schwarzkümmelöl besonders die endogenen antioxidativen Schutzsysteme der Leber. Sowohl die Lipidperoxidation von Hepatozytenmembranen als auch die Oxidation von Leberenzymen können durch die zusätzliche Supplementierung mit Schwarzkümmelöl vermindert werden.40 Da die Leber als zentrales Entgiftungsorgan einer besonderen oxidativen Belastung durch Lebertoxine ausgesetzt ist, erfolgt durch die Radikalfängermechanismen eine effiziente Steigerung der präventiven Schutzfunktionen. Dies ist besonders bei der Einnahme von Medikamenten von Bedeutung. Schwarzkümmelöl zeigt außerdem neuroprotektive Eigenschaften. Auch hier wird die Verhinderung von Lipidperoxidationen an den Membranen als Ursache vermutet. In Studien wurde in diesem Zusammenhang ein antiepileptischer Effekt beobachtet.41
 

Die antikanzerogene Wirkung der Nigella-sativa-Inhaltstoffe
Die aktiven Inhaltsstoffe Alpha-Hederin und Thymoquinon gelten als potente zytotoxische und apoptotische Substanzen in Bezug auf Tumorzellen.2 Besonders das Thymoquinon scheint das Wachstum von Kolonkrebszellen stoppen zu können und wird begleitend therapeutisch bei Darmkrebs eingesetzt.42, 43 Wissenschaftliche Untersuchungen am Tiermodell deuten auf einen antikanzerogenen Effekt auch bei Brustkrebs hin.44 Nach Nigella-sativa-Gaben waren die Werte für oxidativen Stress, die tumorspezifischen endokrinen Marker sowie die Parameter für die Krebsentstehung signifikant verbessert.45 Die zytotoxischen Eigenschaften wurden ebenfalls in verschiedenen Studien belegt.46

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen

Begleitend therapeutisch bei Asthma, Heuschnupfen, Staub- und Kontaktallergien

3 g/d
Begleitend therapeutisch bei Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes und Metabolischem Syndrom 3 g/d
Zur Verminderung der Risikofaktoren bei Fertilitätsstörungen 3 g/d
Zum Einsatz bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis 3 g/d
Zur unterstützenden Behandlung von Übergewicht 3 g/d
Zur Begleitung der medikamentösen Eradikation von Helicobacter pylori 3 g/d
Ergänzend bei Unfruchtbarkeit 3 g/d
Präventiv zur Stärkung antioxidativer Schutzsysteme, insbesondere der Leber, bei einer gleichzeitigen medikamentösen Behandlung 3 g/d
Präventiv und begleitend therapeutisch bei Tumorerkrankungen 3 g/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 

Schwarzkümmelöl sollte zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
Hinweis:

  • Nigella sativa gehört zur botanischen Familie der Ranunculaceae und sollte bei einer bekannten Allergie gegen Hahnenfußgewächse nicht verwendet werden.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt. 
Kontraindikationen
Aufgrund der Zugehörigkeit zur botanischen Familie der Ranunculaceae (Hahnenfußgewächse), sollte Nigella sativa bei einer bekannten Allergie nicht angewendet werden. 

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Referenzen

Referenzen

1 Hajhashemi, V. et al. 2004. Black cumin seed essential oil, as a potent anal gesic and anti-inflammatory drug. Phytother Res. 18(3):195–9.
2 Rooney, S., Ryan, M. F. 2005. Effects of alpha-hederin and thymoquinone, constituents of Nigella sativa, on human cancer cell lines. Anticancer Res. 25(B):2199–204.
3 Hallajzadeh, J. et al. 2020. Effects of Nigella sativa on glycemic control, lipid profiles, and biomarkers of inflammatory and oxidative stress: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled clinical trials. Phytother Res. 34(10):2586–608.
4 Kalus, U. et al. 2003. Effect of Nigella sativa (black seed) on subjective feeling in patients with allergic diseases. Phytother Res. 17(19):1209–14
5 Boskabady, M. H. et al. 2007. The possible prophylactic effect of Nigella sativa seed extract in asthmatic patients. Fundam Clin Pharmacol. 21(5):559–66.
6 Ipci, K. et al. 2016. Alternative products to treat allergic rhinitis and alternative routes for allergy immunotherapy. Am J Rhinol Allergy. 30(5):8–10.
7 Nikakhlagh, S. et al. 2011. Herbal treatment of allergic rhinitis: the use of Nigella sativa. Am J Otolaryngol. 32(5):402–7.
Salem, M. L. 2005. Immunomodulatory and therapeutic properties of the Nigella sativa L. seed. Int Immunopharmacol. 5(13–14):1749–70.
Işık, H. et al. 2010. Potential Adjuvant Effects of Nigella sativa Seeds to Improve Specific Immunotherapy in Allergic Rhinitis Patients. Med Princ Pract. 19(3):206–11.
10 Aslam, H. et al. 2018. Immunomodulatory effect of thymoquinone on atopic dermatitis. Mol Immunol. 101:276–83.
11 Koshak, A. et al. 2017. Medicinal benefits of Nigella sativa in bronchial asthma: A literature review. Saudi Pharm J. 25(8):1130–6.
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Referenzen Interaktionen
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