Pantothensäure

Synonym(e): Calcium-D-Pantothenat, Vitamin B5
Nährstoffgruppe: Vitamine

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Pantothensäure ist ein wasserlösliches B-Vitamin, das in der Ernährung fast immer in der gebundenen Wirkform Coenzym A (CoA) vorliegt. Coenzym A ist Bestandteil jeder lebenden Zelle, wo es an zentralen Stoffwechselvorgängen, wie z.B. dem Zitratzyklus oder der Fettsäureoxidation, mitwirkt. Gute Pantothensäurelieferanten sind Fleisch (v.a. Innereien), Eigelb, Fisch, Hülsenfrüchte, Getreide, Hefe.
Bei der Speisenzubereitung reagiert die Pantothensäure empfindlich auf Erhitzen und Auslaugen, wobei die Verluste sehr variabel zwischen 15 und 70 % liegen. 

Physiologische Effekte
Stoffwechsel
  • Nötig für den Aufbau von Coenzym A, welches eine wichtige Rolle im Zitratzyklus und der Fettsäureoxidation spielt
  • Beteiligung am Auf- und Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Aminosäuren
Haut und Haare
  • Regulation von Zellwachstum und Epithelbildung
Hormone
  • Synthese von Cholesterin, Gallensäure, Provitamin D, Nebennierenrinden-, Sexualhormonen, Ubichinon, Vitamin A, Acetylcholin, Melatonin und Taurin
Blut
  • Synthese von Hämoglobin, Myoglobin und Cytochrom der Atmungskette

EFSA Health Claims

Health Claims EFSA Opinion
Pantothensäure
  • Trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
  • Trägt zu einer normalen Synthese und zu einem normalen Stoffwechsel von Steroidhormonen, Vitamin D und einigen Neurotransmittern bei
  • Trägt zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei
  • Trägt zu einer normalen geistigen Leistung bei

Referenzwerte

Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr D-A-CH
  Alter Pantothensäure (mg/d)
Säuglinge (Monate)
  0-4  2
  4-12  3
Kinder (Jahre)
  1-4  4
  4-7  4
  7-10  5
  10-13  5
  13-15  6
Jugendliche/Erwachsene (Jahre) Frauen Männer
  15-19 6  6
  19-25 6  6
  25-51 6  6
  51-65 6  6
  > 65 6  6
Schwangere  6
Stillende  6
Erhöhter Bedarf Alkoholabusus, Schwangerschaft, Stillzeit, Stress, Diabetes mellitus, chronische Lebererkrankungen, Diäten, parenterale Ernährung
Besondere Risikogruppen für
einen Mangel
Hospitalisierte Personen, häufige Reduktionsdiäten
Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung mg
(=100 % TB-Kennzeichnung auf Etikett)  6 mg
Sicherheit des Nährstoffes  
UL
 
Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine
negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind
k. A.
NOAEL
 
Maximale Aufnahmedosis, die in Studien keine
schädigenden Auswirkungen verursachte
1000 mg/d

Besondere Informationen

Pantothensäure - zentraler Faktor im Energiestoffwechsel
Pantothensäure zählt zur Gruppe der B-Vitamine und ist wie die meisten wasserlöslichen Vitamine Teil eines Coenzyms. Als Bestandteil des Coenzyms A (CoA) spielt sie eine zentrale Rolle im gesamten Energiestoffwechsel des Organismus. Coenzym A fungiert als universeller Acylgruppenüberträger, ist an der Biosynthese von Steroiden und der Neurotransmitter Acetylcholin und Taurin beteiligt sowie am Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Aminosäuren (1).
 
Einsatz von Pantothensäure bei neurologischen Störungen
Pantothensäuremangel tritt meist in Verbindung mit anderen B-Vitaminen auf (1). Eine experimentelle Unterversorgung führt bei Betroffenen u.a. zu Störungen des Nervensystems, Abgeschlagenheit, Depressionen, Krämpfen, motorischen Störungen sowie zu einer Beeinträchtigung der Magen-Darm-Funktion (2). Charakteristisch für eine Pantothensäureunterversorgung ist das Burning-Feet-Syndrom, eine Fühlstörung der Füße, die sich meist nachts durch Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Zehen und brennende Schmerzen im Fuß zeigt. Neben dem Pantothensäuremangel spielt hier vermutlich auch eine gleichzeitige Unterversorgung mit Thiamin und Niacin eine Rolle (2) (3).
 
Pantothensäure – eine wichtige Komponente im Hautstoffwechsel
Pantothensäure in Form von Coenzym A ist für Aufbau und Funktion der Hautschichten sowie auch für die Zellerneuerung notwendig. Es dient als Energielieferant und stimuliert zahlreiche Stoffwechselprozesse, die bei der Zellteilung, Zellreifung und bei der Synthese dermaler Lipide erforderlich sind (4). Eine Unterversorgung mit Pantothensäure kann sich durch Dermatitis, Wundheilungsstörungen und Schleimhautentzündungen bemerkbar machen (1). In Studien entwickelten Tiere, die mit pantothensäurearmem Futter gefüttert wurden, die Symptomatik von Colitis ulcerosa. Durch die pantothensäurearme Kost reduzierte sich auch der Coenzym-A-Gehalt in der Darmschleimhaut, wobei die niedrigsten CoA-Konzentrationen mit ulzerierender Schleimhaut und wässriger/blutiger Diarrhoe assoziert waren (5).
 
Pantothensäure fördert die Wundheilungsprozesse
Während der Wundheilung erhöht sich der Pantothensäurebedarf. Pantothensäure stimuliert die Herstellung von Fibroblasten, welche Kollagen synthetisieren. Dies ist für eine schnelle Wundheilung von zentraler Bedeutung. Neben Kollagen werden von den Fibroblasten auch hexosaminhaltige saure Mucospolysaccharide hergestellt, die für den Zusammenhalt des Granulationsgewebes von Bedeutung sind (4) (6). In einer doppelblinden, randomisierten, prospektiven Studie erhielten 49 Patienten, die sich einer Tattooentfernung unterzogen, 21 Tage lang 1 g Ascorbinsäure und 0,2 g Pantothensäure oder ein Placebo. Bei den Patienten, die das Supplement erhielten, konnten Veränderungen im Spurenelementgehalt von Haut und Narbe gemessen werden. Die mechanischen Eigenschaften der Narbe korrelierten signifikant mit ihrem Gehalt an Eisen, Kupfer und Zink. Bei der Kontrollgruppe konnte diese Korrelation nicht beobachtet werden (7). Tierstudien zeigen zudem, dass Calciumpantothenat die Haut vor den negativen Folgen von Bestrahlungen schützen kann (8).
 
Verbesserung der männlichen Fertilität
Pantothensäure ist auch ein wesentliches Vitamin für die Hodenfunktion, insbesondere für die testikuläre Endokrinologie und für die Mobilität der Spermien. In Tierstudien mit pantothensäurefreiem Futter kam es im Vergleich zu den Kontrolltieren zu einem Abfall der Parameter der Spermienbeweglichkeit. Auch ein Plasmaabfall an Testosteron und Corticosteron konnte beobachtet werden (9).
 
Verbesserung der Haarqualität
Pantothensäure übernimmt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel teilungsaktiver Gewebe. Als Bestandteil des Coenzyms A (CoA) spielt es eine zentrale Rolle für Aufbau und Funktion der Hautschichten sowie die Zellerneuerung (10). Auch für die Haarbildung in der Wurzel ist Pantothensäure wesentlich, da es den Stoffwechsel der haarbildenden Epithelzellen reguliert. Der Einsatz eines Präparates mit Pantothensäure und Cystein zeigte bei Patienten mit diffusem Haarausfall und Veränderungen in der Haarstruktur nach vier Monaten therapeutische Wirkung: Die Qualität der Haare verbesserte sich bei gleichzeitig verlangsamtem Haarausfall (11).
 

Labordiagnostik

Parameter Substrat Referenzwert Beschreibung
Pantothensäure Vollblut 0,37 - 0,11 (µg/l) Es liegen noch keine gesicherten Daten vor.
Pantothenausscheidung Harn < 1 mg/24 h (mg/24 h) Es liegen noch keine gesicherten Daten vor.

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Allgemeinbefinden Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwäche
Haut/Schleimhaut Entzündungen im GIT, gestörte Wundheilung, Dermatitis
Immunsystem Infektanfälligkeit
Magen-Darm-Trakt Erbrechen, Übelkeit, Obstipation, Bauchkrämpfe
Kohlenhydratstoffwechsel Erhöhte Insulinempfindlichkeit, Hypoglykämie
Fettstoffwechsel Leberverfettung
Nervensystem Muskelkrämpfe, Taubheit, brennender Schmerz in den Füßen (Burning-Feet-Syndrom)
Hormone Fertilitätsstörung
NNR-Insuffizienz durch Atrophie der NNR

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Allgemeine Prävention 10 - 100 mg/d
Zur Behandlung von Pantothensäuremangelerkrankungen, wie Burning-Feet-Syndrom 200 - 500 mg/d
Bei erhöhtem Bedarf in Schwangerschaft und Stillzeit 10 - 250 mg/d
Pharmakologische Effekte
mit hohen Nährstoffdosierungen
Therapeutisch begleitend bei rheumatoider Arthritis 500 - 2000 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
B-Vitamine können zwischen oder zu den Mahlzeiten eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln oder anderen Nährstoffen
Östrogene (Orale Kontrazeptiva) Die Einnahme von Verhütungspräparaten kann den Bedarf von Pantothensäure erhöhen.

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
Wasserlösliches Vitamin des B-Komplexes
Verbindungen
  • Calcium-D-Pantothenat
  • Natrium-D-Pantothenat
  • D-Panthenol
  • Pantethin

Referenzen

Referenzen

1) Gröber, U. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte. 3. Auflage. 2008.
2) Hahn, A. et al. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie. 2006.
3) Bisalski. et al. 2002. Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. 116.
4) Meyer-Chlond, G. Stimulation der Wundheilung. Das PTA Magazin. 05/2007, Heft 5, Springer Medizin.
5) Nelson, R. A. 1968. Intestinal Transport, Coenzym A and Colitis in Pantothenic Acid Deficiency. The American Journal of Clinical Nutrition. 21(5):495-501.
6) Wiederholt, T. et al. 2009. Calcium pantothenate modulates gene expression in proliferating human dermal fibroblasts. Experimental Dermatology. 18(11):969-978.
7) Vaxman, F., Olender, S. 1995. Effect of pantothenic acid and ascorbic acid supplementation on human skin wound healing process. A double-blind, prospective and randomized trial. Eur Surg Res. 27(3):158-66.
8) Craciun, C. et al. 1992. Electron-microscopic studies on the effect of calcium pantothenate upon rat liver and locally irradiated epidermis. Acta Morphol Hung. 40(1-4):231-48.
9) Yamamoto, T. et al. 2009. Effects of pantothenic acid on testicular function in male rats. J Vet Med Sci. 71(11):1427-32.
10) Meyer-Chlond, G. Stimulation der Wundheilung. Das PTA Magazin. 05/2007, Heft 5, Springer Medizin.
11) Petri, H. et al. 1990. The efficacy of drug therapy in structural lesions of the hair and in diffuse effluvium-comparative double blind study. Schweiz Rundsch Med Prax. 79(47):1457-62.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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