L-Lysin

Synonym(e): Lysin
Nährstoffgruppe: Aminosäuren

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Die proteinogene Aminosäure L-Lysin zählt zu den essentiellen Aminosäuren. Als solche kann sie vom menschlichen Körper nicht selbst synthetisiert und muss mit der Nahrung aufgenommen werden. In pflanzlichen Lebensmitteln ist Lysin häufig die limitierende Aminosäure. Durch den Verzehr von tierischen Eiweißquellen kann die biologische Wertigkeit verbessert werden. Nennenswerte Mengen an Lysin sind in Hühner-, Schweine- und Rindfleisch, in Thunfisch und Sardinen sowie in Ei und Kuhmilch enthalten.

Physiologische Effekte
Haut
  • Biosynthese von Kollagen und Elastin  
Knochenstoffwechsel
  • Hydroxilierung von Lysinen und Prolinen zu einer Prokollagen-tripelhelix in den Osteoblasten
  • Verbesserung der Bioverfügbarkeit von Calcium, Steigerung der intestinalen Calciumresorption  
Stoffwechsel
  • Carnitinbiosynthese aus den Aminosäuren Lysin und Metionin
  • Stimulation der Insulinrezeptortyrosinkinase 

Referenzwerte

Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung
(= 100 % TB-Kennzeichnung auf Etikett)
 
  k.A. 
Empfohlene Zufuhr  

Kleinkinder

9,6 mg/kg 
Erwachsene 10,5 mg/kg
Sicherheit des Nährstoffes  

        UL
Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind

300-400 mg/kg KG

 


      NOAEL
Maximale Aufnahmedosis, die in Studien keine schädigenden Auswirkungen verursachte k. A.
 

Besondere Informationen

L-Lysin - eine essentielle Aminosäure
L-Lysin zählt zu den neun essentiellen Aminosäuren, für die keine Eigensynthese im menschlichen Körper möglich ist. Der Organismus ist deshalb ausschließlich auf die exogene Zufuhr von Lysin angewiesen. Der tägliche Bedarf liegt ungefähr bei 10 mg/kg Körpergewicht bei Frauen und 9 mg/kg bei Männern (1). Eine unzureichende Zufuhr führt zu Wachstumsstörungen und zu einer reduzierten Immunfunktion (2).
 
L-Lysin zur Behandlung von Herpes simplex
L-Lysin wird therapeutisch zur Vermeidung und Behandlung von Herpes-simplex-Infektionen (Fieberblasen) eingesetzt. In mehreren klinischen Studien wurden durch eine regelmäßige L-Lysinsubstitution vielversprechende Ergebnisse erzielt. In einem doppelblinden, placebokontrollierten Versuch konnte durch eine Behandlung mit dreimal täglich 1000 mg L-Lysin (in Form von L-Lysinhydrochlorid) über sechs Monate die Schwere der Symptomatik reduziert sowie die Heilungsperiode signifikant verkürzt werden (3).
Eine frühere Studie belegt den präventiven Erfolg einer L-Lysintherapie. Eine tägliche Aufnahme von 1248 mg L-Lysinhydrochlorid senkte signifikant die Wiederinfektionsrate mit Herpes simplex. Bei einer Dosierung von 624 mg konnten dagegen keine positiven Ergebnisse erzielt werden (4). Eine exakte Einhaltung der Dosierungsempfehlung scheint deshalb eine wichtige Vorraussetzung für das Erreichen des Therapieziels zu sein. Eine konsequente L-Lysinprophylaxe kann insgesamt die Zeitspannen zwischen dem Wiederauftreten von Herpes simpex labialis verlängern (5).
Als Ursache für die Wirkung von L-Lysin in diesem Indikationsrahmen wird eine Interaktion mit der Resorption der Aminosäure L-Arginin angenommen. L-Arginin wird vom Herpes-simplex-Virus für die Replikation benötigt, weshalb argininreiche Nahrungsmittel wie Schokolade und Nüsse bei Herpesinfektionen gemieden werden sollten. Da sich Arginin und Lysin bei der Resorption gegenseitig beeinträchtigen, entziehen hohe L-Lysingaben dem Virus das benötigte Arginin (1).
 
Vorstufe von L-Carnitin
L-Lysin ist zudem eine Vorstufe für L-Carnitin, einer orthomolekularen Substanz mit essentieller Bedeutung für den zelleigenen Energiestoffwechsel. Für die ausreichende körpereigene L-Carnitin-Biosynthese wird eine bedarfsdeckende exogene L-Lysinzufuhr benötigt (1).
 
L-Lysin und Calciumaufnahme
Neuere Forschungsansätze befassen sich mit der Interaktion von L-Lysin und der Calciumaufnahme in den Körper. Ein Teil des Nahrungscalciums wird über einen aktiven Transportmechanismus aus dem Darm in das Körpergewebe aufgenommen. Ein Mangel an L-Lysin bringt diesen aktiven Mechanismus zum Erliegen und führt zu einer verminderten Calciumaufnahme in die Zellen (6). Zudem verbessert L-Lysin die Rückresorption des Calciums in den Nieren und reduziert somit die Ausscheidungsquote. Der kombinierte Effekt von erhöhter Aufnahme und verminderter Ausscheidung kann eine positive Calciumbilanz in Körper fördern (7).
 
L-Lysin zur Arterioskleroseprävention
Es gibt Hinweise, dass L-Lysin als zusätzliche Maßnahme zur Prävention von Arteriosklerose eingesetzt werden kann. Vermutlich kann Lysin die Ablagerung von Lipoprotein A an den Arterienwänden verhindern (8).

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Immunsystem Herpes-simplex-Rezidive, erhöhte Infektanfälligkeit
Stoffwechsel Störungen im Aminosäure-, Carnitin- und Fettstoffwechsel
Knochen Störung des Knochenstoffwechsels

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Therapeutisch bei Herpes-simplex-Infektionen 3 g/d 
Zur Prävention von rezidivierenden Infekten mit Herpes simplex 0,5 - 1,5 g/d 
Zur Steigerung einer geschwächten Immunantwort bedingt durch eine L-Lysinunterversorgung 1 - 3 g/d 
Zur Steigerung der endogenen Carnitinsynthese 0,5 - 1,5 g/d 
Zur Verbesserung der Calciumbilanz in Organismus 0,5 - 1,5 g/d 

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
L-Lysin sollte über den Tag verteilt zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
  Hinweis:
  • L-Lysin hemmt die intestinale Aufnahme von L-Arginin und beeinflusst argininabhängige Stoffwechselprozesse. Da das Herpesvirus L-Arginin zur Replikation benötigt, wird Personen mit rezidivierenden Herpesinfektionen eine Vermeidung argininreicher Lebensmittel und eine Erhöhung der L-Lysinzufuhr empfohlen.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
 
Kontraindikationen
Hyperlysinämie durch Defekt der Lysin-Ketoglutarat-Reduktase

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Spurenelemente Calcium: Lysin hat einen positiven Einfluss auf die intestinale Calciumresorption und renale Calciumkonservierung.
Aminosäuren Lysin kann möglicherweise die Wirkung von Arginin verstärken, indem es den Arginintransport vom Blut in die Zellen verzögert.
Lysin soll bei Herpes die Argininaufnahme in die virenproduzierenden Zellen hemmen, da beide Aminosäuren den gleichen Transportweg benutzen.

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
Proteinogene, essentielle, basische Aminosäure
 
Verbindungen
  • L-Lysin/L-Lysinhydrochlorid (natürliche bzw. stabilisierte natürliche Form),
  • D-Lysin (synthetische Form),
  • DL-Lysin (Racemat in Arzneimitteln)

Referenzen

Referenzen

1) Gröber, U. 2002. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte.
2) Burgerstein, L. 2002. Handbuch der Nährstoffe.
3) Griffith, R. S. 1987. Success of L-Lysine therapy in frequently recurrent herpes simplex infection. Treatment and prophylaxis. Dermatologia. 175(4):183-90.
4) McCune, M. A. et al. 1984. Treatment of recurrent herpes simplex infections with L- Lysine monohydrochlorid. Cutis. 34(4):366-73.
5) Milman, N. et al. 1980. Lysine prophylaxis in recurrent herpes simplex labialis: a double-blind controlled crossover study. Acta Derm Vernereol. 60(1):85-7.
6) Citivelli, R. et al. 1989. Effect of L-lysine on cytosolic calcium homeostasis in cultured human normal fibroblasts. Calcif Tissue Int. 45(3):193-7.
7) Citivelli, R. et al. 1992. Dietary L-Lysine and calcium metabolism in humans. Nutrition. 8(6):400-5.
8) Dietl, H., Ohlenschläger, G. 2003. Handbuch der orthomolekularen Medizin. Prävention und Therapie durch körpereigene Substanzen.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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