Jod

Synonym(e): Iod, Iodid, Kaliumiodid, Kaliumjodid
Nährstoffgruppe: Mineralstoffe & Spurenelemente

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Jod kommt hauptsächlich in fettreichen Meeresfischen vor, z.B. Steinbutt, Schellfisch, Kabeljau. Pflanzliche Jodquellen sind Meeresalgen, wie der Blasentang (Fucus vesiculosus). Weitere Quellen: jodiertes Speisesalz, manchmal Milch (Verunreinigung: wenn jodhaltige Reinigungsmittel in den Melkanlagen verwendet werden).

Die Jodkonzentration in Nahrungsmitteln ist abhängig vom Jodgehalt der Böden. Die Alpenregion ist Jodmangelgebiet, weshalb heimisch produzierte Nahrungsmittel in der Regel wenig Jod enthalten; zu den Folgen siehe weiter unten.

Jodid ist gut wasserlöslich (Verluste durch Kochwasser).
Kreuzblütler wie Kohl, Rettich, Kresse, Senf u.a. enthalten Goitrogene, die die Jodaufnahme behindern. Dies ist aber nur bei langfristigem Verzehr großer Mengen problematisch (z.B. 400 g Weißkohl oder 2 kg Chinakohl oder 2,8 kg Rettich täglich über mehrere Monate).

Physiologische Effekte
Schilddrüsenfunktion
  • Jod ist Bestandteil der Schilddrüsenhormone L-Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), welche eine Vielzahl an Funktionen steuern.
  • Schilddrüsenhormone regeln den Grundumsatz (erhöhter Grundumsatz bei Hyperthyreose, verminderter Grundumsatz bei Hypothyreose).
Stoffwechsel
  • Steuerung des Protein-, Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsels
Wärmehaushalt
  • Regulation des Wärme-/Kälteempfindens
Energiestoffwechsel
  • Beeinflussung der mitochondrialen Atmungskette und des Sauerstoffumsatzes
Wachstum
  • Steuerung der körperlichen und geistigen Entwicklung
Organentwicklung
  • Regulation der fetalen Entwicklung des Nervensystems und der Knochen
  • Beeinflusst Zellteilung und Zelldifferenzierung 

EFSA Health Claims

Health Claims EFSA Opinion
Jod
  • Trägt zur normalen kognitiven Funktion bei
  • Trägt zu einem normalen Energiestoffwechsel bei
  • Trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei
  • Trägt zu einer normalen Produktion von Schilddrüsenhormonen und zu einer normalen Schilddrüsenfunktion bei 
  • Trägt zum Erhalt normaler Haut bei
 

 

Referenzwerte

Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr D-A-CH
  Alter Jod (µg/d)
Säuglinge (Monate)
  0-4   40
  4-12   80
Kinder (Jahre)
  1-4  100
  4-7  120
  7-10  140
  10-13  180
  13-15  200
Jugendliche/Erwachsene (Jahre) Frauen Männer
  15-19  200  200
  19-25  200  200
  25-51  200  200
  51-65  180  180
  > 65  180  180
Schwangere  230
Stillende  260
Erhöhter Bedarf Sport, Hitzearbeiter
(Jodverlust im Schweiß: 30-40 µg/l)
Besondere Risikogruppen für
einen Mangel
Veganer, Schwangere, Stillende, Sportler, Jugendliche im Wachstum,
bei hohem Tee-/Kaffeekonsum,
bei Verzicht auf jodiertes Salz

 

Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung  
(=100% TB-Kennzeichnung auf Etikett) 150 µg
Sicherheit des Nährstoffes  
UL
 
Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine
negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind
< 1100 µg/d (laut NIH)
NOAEL
 
Maximale Aufnahmedosis, die in Studien keine
schädigenden Auswirkungen verursachte
1000 - 1200 µg/d

Status laut Österreichischem Ernährungsbericht 2012

Jod-Status bei Kindern

Abb. 1.: Jod-Statusbewertung sowie Statusbewertung der Schilddrüsenhormone Triiodthreonin und Tetraiodthyronin im Vergleich zur Jodaufnahme bei Schulkindern (7 - 14 Jahre), nach Geschlecht

Jod-Status bei Erwachsenen

Abb. 2.: Jod-Statusbewertung sowie Statusbewertung der Schilddrüsenhormone Triiodthreonin und Tetraiodthyronin im Vergleich zur Jodaufnahme bei Erwachsenen (18 - 64 Jahre), nach Geschlecht

Jod-Status bei Senioren

Abb. 3.: Jod-Statusbewertung sowie Statusbewertung der Schilddrüsenhormone Triiodthreonin und Tetraiodthyronin im Vergleich zur Jodaufnahme bei Seniorinnen und Senioren (65 - 80 Jahre), nach Geschlecht

 

Besondere Informationen

Jodmangelregion Alpen

Die Alpenstaaten sind klassische Jodmangelregionen. Die Anreicherung des Speisesalzes führte zu einer verbesserten Jodversorgung der Bevölkerung. Aktuelle Ergebnisse des 12. Ernährungsberichts der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) weisen allerdings darauf hin, dass sich der Jodstatus allmählich wieder verschlechtert. Die im Ernährungsbericht veröffentlichten Untersuchungen der DONALD-Studie (1) zeigen, dass die Jodversorgung von Kindern in Deutschland nicht zufriedenstellend ist. Mehr als die Hälfte der Sechs- bis Zwölfjährigen erreicht nicht die empfohlene Jodzufuhr. Auch in Österreich weisen 30 % der Frauen und 39 % der Männer laut Österreichischem Ernährungsbericht 2012 (2) einen erniedrigten Jodstatus auf. Ähnlich ist es um die Jodversorgung der erwachsenen deutschen Bevölkerung bestellt, die sich derzeit in einem unteren wünschenswerten Bereich befindet (3).
 

Vermehrter Jodbedarf in Schwangerschaft und Stillzeit
Aufgrund eines gesteigerten Grundumsatzes, einer Vergrößerung des Verteilungsvolumens und einer vermehrten Jodexkretion über die Nieren steigt der Tagesbedarf an Jod in der Schwangerschaft von 200 auf 230 µg, in der Stillzeit sogar auf 260 µg (4) (5). Darüber hinaus beginnt ab der 12. Schwangerschaftswoche die Schilddrüse des Fötus mit der eigenen Hormonsynthese. Bereits ein leichter Jodmangel erhöht das Risiko für abnormale Gehirn- und Nervenentwicklungen beim Ungeborenen (4). Um einen Jodmangel zu vermeiden, empfiehlt sich eine tägliche Supplementation von Jod. Der erhöhte Bedarf lässt sich in Schwangerschaft und Stillzeit keinesfalls mehr durch die Verwendung von jodiertem Kochsalz abdecken, zumal Schwangere ihre Kochsalzzufuhr wegen Ödemneigung reduzieren sollten. Die adäquate Jodzufuhr, beginnend in der Frühschwangerschaft, kann einen bestehenden leichten Jodmangel ausgleichen und eine Kropfbildung sowohl bei der Mutter als auch beim Neugeborenen verhindern (6).
 
CAVE: Hochdosierte Jodpräparate zum Strahlenschutz
Jodpräparate zum Schutz der Schilddrüse bei Reaktorunglücken haben einen extrem hohen Jodgehalt (36 mg = 36000 µg Jod) und sind nicht für die Prävention geeignet. Diese Präparate wie das Produkt „Kaliumjodid“ der österreichischen Firma Lannacher sind nur zur Anwendung bei akuter radioaktiver Verstrahlung im Katastrophenfall zu verwenden und die Einnahme darf nur nach ausdrücklicher Aufforderung durch die Gesundheitsbehörde erfolgen!
 
Jod aus Meeresalgen - nachhaltig und wertvoll

Aufgrund der Überfischung und der damit verbundenen Dezimierung der Artenvielfalt und Übernutzung natürlicher Ressourcen, rücken Meeresalgen als natürliche Jodquellen immer weiter in den Fokus. Die auch als Kelp bezeichnete Braunalge Ascophyllum nodosum stellt im Hinblick auf die Nachhaltigkeit einen besonders wertvollen Jodlieferanten dar und kann als optimal dosiertes Supplement zur täglichen Jodversorgung beitragen. Der Markenrohstoff PureSea® wird vor den Äußeren Hebriden, einer weitgehend unberührten schottischen Naturlandschaft, gewonnen. Das hochwertige Kelp-Pulver ist auf einen konstanten Jodgehalt standardisiert. Die naturidente Form des Spurenelements ermöglicht eine optimale Bioverfügbarkeit.7

Labordiagnostik

Parameter Substrat Beschreibung
Jodausscheidung (µg Jod/g) Harn Da sich Jodaufnahme und Jodexkretion unter Gleichgewichtsbedingungen die Waage halten, ist die Messung der Exkretion über den Harn eine etablierte Methode, um den Versorgungszustand zu bestimmen.
GANZIMMUN misst µg Jod/g Kreatinin, um die Nierenleistung (Harnvolumen) zu berücksichtigen.
Interpretation
Normaler Status (>100 µg Jod/l) Keine Hinweise auf jodmangelbedingte Schilddrüsenunterfunktion
Milder Jodmangel (50 - 100 µg Jod/l) Erhöhte Strumahäufigkeit, normale mentale und körperliche Entwicklung
Mäßiger Jodmangel (25 - 50 µg Jod/l) Deutlich erhöhte Strumahäufigkeit Hypothyreoserisiko
Jedoch noch kein manifestes Kretinismusrisiko
Schwerer Jodmangel (<25 µg Jod/l) Großes Hypothyreoserisiko, ernstes Kretinismusrisiko

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Allgemeinbefinden Gewichtszunahme, Konzentrationsschwäche, Kälteempfindlichkeit, Verstopfung, Müdigkeit, Schlafstörungen
Schilddrüse Strumabildung, erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse
Herz-Kreislauf-System Herzrasen
Stoffwechsel Erhöhte Blutfettwerte
Haut/Haare Trockene, raue Haut und Haare
Frauen Zyklusstörungen, erhöhtes Brustkrebsrisiko
Männer Fertilitätsstörungen
Kinder Juveniles Struma, Lern- und Konzentrationsstörungen
Schwangerschaft Erhöhte Fehlgeburtsrate und Säuglingssterblichkeit, fetale Missbildungen, Kretinismus, Hördefekte

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Sicherstellung der Jodversorgung bei erhöhtem Bedarf (z.B. Schwangerschaft und Stillzeit, Sport) oder jodarmer Ernährung (z.B. ohne Jodsalz, kein Seefisch) 200 µg/d
Zur gezielten diätetischen Behandlung von latenten oder spezifischen Mangelsymptomen wie dem Jodmangelstruma 200 µg/d
Zur Deckung eines diagnostizierten Jodmangels beispielsweise als Folge einer unausgewogenen Ernährung ohne jodiertes Salz 100 - 200 µg/d

 

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Jod sollte nach den Mahlzeiten eingenommen werden, um Interaktionen mit Nahrungsbestandteilen zu minimieren.
Nebenwirkungen
Bei sehr hohen Dosierungen (>300 µg) können durch Anregung der Schilddrüse hyperthyreote Zustände hervorgerufen werden (wie Herzrasen, Schweißausbrüche).
Kontraindikationen
Manifeste und latente Hyperthyreose (z.B. Morbus Basedow, Hashimoto-Thyreoiditis), fokale und diffuse Autonomien der Schilddrüse, autonome Adenome (>300 µg)

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln oder anderen Nährstoffen
Jod Vermindert die Wirkung von Thyreostatika
Eisenmangel (Serum-Ferritin <12 µg/l) Kann die Effizienz der Jodsubstitution beeinträchtigen

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
Spurenelement
Verbindungen
  • Natriumiodid
  • Natriumiodat
  • Kaliumiodid
  • Kaliumiodat
     

Jodide und Jodate sind ähnlich bioverfügbar.

Referenzen

Referenzen

1 Buyken, A. E. et al. 2012. Die DONALD Kohorte. Ein aktueller Überblick zu 25 Jahren Forschung im Rahmen der Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed Study. Bundesgesundheitsblatt. 55:875-884.
2 Österreichischer Ernährungsbericht 2012.
3 Völzke, H., Thamm, M. 2007. Epidemiologie von Schilddrüsenerkrankungen in Deutschland. Prävention und Gesundheitsförderung. 2:149-152.
4 Hahn, A. et al. 2006. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie.
5 Gröber, U. 2008. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.
6 Leo, S. D. et al. 2016. Iodine Supplementation in Women during Preconception, Pregnancy, and Lactation: Current Clinical Practice by U.S. Obstetricians and Midwives. Thyroid.
7 Lehvoss Nutrition. Seaweed for Cognitive Health. https://www.lehvossnutrition.com/images/glproducts_docs/brands/Seaweed_for_Cognitive_Health_-Scientific_Review_-_Lehvoss.pdf.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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