Coriolus

Synonym(e): biological response modifier, Bunte Tramete, Coriolus versicolor, Polysaccharid PSK, Polysaccharid PSP, Schmetterlingstramete
Nährstoffgruppe: Medizinalpilze, Immunmodulatoren

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
Die Schmetterlingstramete (Coriolus versicolor) ist ein bewährter Heilpilz der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), der auf der ganzen Welt heimisch ist. Als Speisepilz ist Coriolus versicolor aufgrund seiner dünnen ledrigen Fruchtkörper nicht geeignet.
 
Physiologische Effekte
Immunmodulation
  • Aktivierung von Lymphozyten, Leukozyten, Makrophagen und natürlichen Killerzellen durch Polysaccharide PSK und PSP

    Hemmung der Proliferation von Krebszellen
Antioxidans
  • Radikalfänger

Besondere Informationen

Medizinalpilz aus der TCM

Die Schmetterlingstramete mit ihren fächerförmigen Fruchtkörpern findet man wildwachsend in Laub- und Nadelwäldern weltweit. Unter dem Namen Coriolus (Coriolus versicolor) oder Yun Zhi ist sie ein bewährter Heilpilz der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). In dieser jahrtausendealten Erfahrungsmedizin wird Coriolus versicolor schon seit Langem zur Pflege und Erhaltung der Gesundheit, zur allgemeinen Stärkung sowie zur Förderung eines langen Lebens genutzt. Aufgrund der mittlerweile auch durch moderne Methoden verifizierten gesundheitsfördernden Eigenschaften wird Coriolus in der Mykotherapie heute zunehmend als Vitalpilz zur Prävention und Behandlung eingesetzt. Dabei liegt der Anwendungsschwerpunkt derzeit sowohl im onkologischen Bereich als auch in der Modulation der körpereigenen Immunabwehr (1).
 

Bioaktive Inhaltsstoffe von Coriolus
Coriolus versicolor liefert ein breitgefächertes Spektrum an Inhaltsstoffen, darunter diverse Proteine, Peptide, Aminosäuren, Purpurine, Terpene. Als biologische Leitsubstanzen wurden in In-vitro- und In-vivo-Studien die beiden proteingebundenen Polysaccharide PSP und PSK identifiziert, die sich bezüglich ihrer Monosaccharide unterscheiden und als „biological response modifier“ gelten. Neben der immunmodulierenden Wirkung sind in Studien auch antioxidative, antidiabetische, antivirale, antimikrobielle und tumorhemmende Effekte für Coriolus versicolor beschrieben (1)–(5).
 
Aktivierung des Immunsystems

Das Immunsystem des Körpers nimmt eine zentrale Stellung bei der Gesunderhaltung des Menschen ein. Zu seinen Funktionen zählen die Abwehr pathogener Mikroorganismen, die Kontrolle mutierter Zellen (Tumor-Surveillance), die Detoxifikation schädlicher Substanzen sowie das Mitwirken an der Geweberegeneration. Studienergebnisse lassen vermuten, dass die in Coriolus versicolor enthaltenen PSPs (Polysaccharidpeptide) Lymphozyten, Makrophagen und natürliche Killerzellen aktivieren (1)(4). Die Immunmodulierung durch Corioluseinnahme wurde sowohl bei Gesunden als auch Patienten beobachtet (1). In einer klinischen Studie verdoppelte sich durch eine achtwöchige Coriolussupplementation die Zahl der natürlichen Killerzellen (6).

In Ostasien wird Coriolus traditionell gegen bakterielle und virale Erkrankungen (Herpes, grippale Infekte) sowie bei Hefepilzinfektionen eingesetzt.
 
Coriolus in der komplementären Krebstherapie

Für Coriolus versicolor wurden in In-vitro- und In-vivo-Studien bislang mehrere antikanzerogene Effekte nachgewiesen: Neben der tumorbezogenen Immunabwehr, die ein wesentlicher Wirkmechanismus bei der adjuvanten Krebstherapie zu sein scheint, hemmt Coriolus die Proliferation von Krebszellen und leitet die Tumorzellapoptose ein (7)–(9). Insbesondere zytostatische und zytotoxische Eigenschaften auf Leukämiezellen sind gut dokumentiert (10)(11). Coriolus bestätigte sich in einer Metaanalyse als komplementäres Instrument in der Onkologie: Die Gabe von Coriolus führte zum Überlebensvorteil für Krebspatienten – im Speziellen bei Mamma-, Magen- und kolorektalem Karzinom (12). In einer weiteren klinischen Studie, in der die Coriolusleitsubstanz PSP verwendet wurde, verlangsamte sich die Verschlechterung des Gesundheitszustands von Patienten mit Lungenkrebs signifikant (13).
 

Zur Arzneimittelbegleitung und Nebenwirkungsreduktion in der Onkologie
Coriolus versicolor kann die Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapien, insbesondere die  Immunzellsuppression, reduzieren. Bei Dickdarmkrebspatienten milderte die Kombination von PSP mit dem Chemotherapeutikum XELOX die arzneimittelinduzierten Nebenwirkungen und ermöglichte es den Patienten, eine weitere Chemotherapie zu vertragen, verbesserte ihre Lebensqualität und verlängerte ihr Leben (4). Beim Nasopharynxkarzinom verringerte die adjuvante Einnahme des Vitalpilzes die radiotherapieinduzierte Lymphozytopenie signifikant (14). Bei Patientinnen mit Mammakarzinom verbesserte die Supplementation Unwohlsein und chronische Müdigkeit (15). In Tierstudien und Zellkulturen wurde zudem die zytotoxische und zytostatische Wirkverstärkung von Cyclophosphamiden durch die Kombination mit in Coriolus enthaltenem PSP beobachtet (16).
 
Leberschutz gegen arzneimittelinduzierten oxidativen Stress
In der traditionellen chinesischen Medizin kommt zur komplementären und alternativen Behandlung von Lebererkrankungen die Kräutermischung Jian-Gan-Bao zum Einsatz, die neben Salvia miltiorrhiza (Rotwurzelsalbei) und Schisandra chinensis (chinesisches Spaltkörbchen) auch Coriolus versicolor enthält (17). Dass Coriolus über eine gewisse hepatoprotektive Wirkung verfügt, zeigen mittlerweile auch erste Untersuchungen: So können coriolusbürtige PSPs über ihre antioxidativen Effekte die hepatotoxischen Nebenwirkungen bestimmter Arzneimittel lindern. Darüber hinaus verbesserten PSPs in Tierstudien den GSSG-/GSH-Status der Hepatozyten und erhöhten damit das Redoxpotential (18).

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte mit niedrigen Nährstoffdosierungen Zum präventiven Einsatz in Zeiten eines erhöhten Erkrankungsrisikos 500 – 1500 mg/d 
Therapeutisch zur Stärkung einer geschwächten Immunantwort und bei Immundysfunktionen 500 – 1500 mg/d
Traditionell gegen bakterielle und virale Erkrankungen sowie bei Hefepilzinfektionen (Herpes, Candida etc.)  500 – 1500 mg/d
Therapiebegleitend und präventiv bei Tumorerkrankungen 500 – 1500 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Der Medizinalpilz Coriolus sollte zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Nebenwirkungen bekannt. 
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Kontraindikationen bekannt. Bei Schwangerschaft und Stillzeit sollte Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Referenzen

Referenzen

(1) Saleh, M. H. et al. 2017. Immunomodulatory Properties of Coriolus versicolor: The Role of Polysaccharopeptide. Front Immunol. 8:1087.
(2) Sun, X. W. et al 2014. Screening and comparison of antioxidant activities of polysaccharides from Coriolus versicolor. Int J Biol Macromol.69:12–9.
(3) Xian, H. M. et al. 2018. Coriolus versicolor aqueous extract ameliorates insulin resistance with PI3K/Akt and p38 MAPK signaling pathways involved in diabetic skeletal muscle. Phytother Res. 32(3):551–60.
(4) Chang, Y. et al. 2017. Preclinical and clinical studies of Coriolus versicolor polysaccaropeptide as an immunotherapeutic in China. Discov Med. 23(127):207–19.
(5) Awadasseid, A. et al. 2017. Purification, characterization, and antitumor activity of a novel glucan from the fruiting bodies of Coriolus Versicolor. PLoS One. 12(2):e0171270.
(6) Monro, J. A. 2003. Treatment of cancer with mushroom products. Arch Environ Health. 58(8):533–7.
(7) Ho, C. Y. et al. 2006. Coriolus versicolor (Yunzhi) extract attenuates growth of human leucemia xenografts and induces apoptosis through the mitochondrial pathway. Oncol Rep. 16(3):609–16.
(8) Lau, C. B. et al. 2004. Cytotoxic activities of Coriolus versicolor (Yunzhi) extract on human leukaemia and lymphoma cells by induction of apoptosis. Life Sci. 75(7):797–808.
(9) Jiménez-Medina, E. et al. 2004. The immunomodulator PSK induces in vitro cytotoxic activity in tumour cell lines via arrest of cell cycle and induction of apoptosis. BMC Cancer. 8:78.
(10) Hirahara, N. et al. 2011. Protein-bound polysaccharide-K (PSK) induces apoptosis and inhibits proliferation of promyelomonocytic leukemia HL-60 cells. Anticancer Res. 31(9):2733–8.
(11) Hsieh, T. C. et al. 2002. Effects of extracts of Coriolus versicolor (I'm-Yunity) on cell-cycle progression and expression of interleukins-1 beta,-6, and -8 in promyelocytic HL-60 leukemic cells and mitogenically stimulated and nonstimulated human lymphocytes. J Altern Complement Med. 8(5):591–602.
(12) Eliza, W. et al. 2012. Efficacy of Yun Zhi (Coriolus versicolor) on survival in cancer patients: systematic review and meta-analysis. Recent Pat Inflamm Allergy Drug Discov. 6(1):78–87.
(13) Tsang, K. W. et al. 2003. Coriolus versicolor polysaccharide peptide slows progression of advanced non-small cell lung cancer. Respir Med. 97(6):618–24.
(14) Bao, Y. X. et al. 2006. Clinical studies of immunomodulatory activities of Yunzhi-Danshen in patients with nasopharyngeal carcinoma. J Altern Complement Med. 12(8):771–6.
(15) Wong, C. K. et al. 2005. Immunomodulatory activities of Yunzhi and Danshen in post-treatment breast cancer patients. Am J Chin Med. 33(3):381–95.
(16) Chan, S. L. 2006. Effects of polysaccharide peptide (PSP) from Coriolus versicolor on the pharmacokinetics of cyclophosphamide in the rat and cytotoxicity in HepG2 cells. Food Chem Toxicol. 44(5):689–94.
(17) Li, S. et al. 2018. Hepatoprotective Effects of a Functional Formula of Three Chinese Medicinal Herbs: Experimental Evidence and Network Pharmacology-Based Identification of Mechanism of Action and Potential Bioactive Components. Molecules. doi: 10.3390/molecules23020352.
(18) Yeung, J. H. 1994. Effect of polysaccharide peptide (PSP) on glutathione and protection against paracetamol-induced hepatotoxicity in rat. Methods Find Exp Clin Pharmacol. 16(10):723–9.

Referenzen zu Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. 2008. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies. Mosby-Verlag, 1. Auflage.
Gröber, U. 2011. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning – Prävention – Therapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 3. Auflage.
Gröber, U. 2014. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 4. Auflage.

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