Bromelain (Ananas)

Synonym(e): Ananas, Bromelain, Proteolytische Enzyme
Nährstoffgruppe: Pflanzliche Extrakte & Wirkstoffe, Enzyme

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Die Ananas zählt zu der Familie der Bromeliengewächse (Bromeliaceae) und ist ursprünglich in Amerika beheimatet. Heutzutage wird die Ananas weltweit in tropischen Gebieten angebaut. Zu einem kleineren Teil wird die Frucht als Frischobst verzehrt. Ein großer Teil wird in Konserven verarbeitet. Produktionsabfälle werden teils als Tierfutter für Wiederkäuer und Schweine verwendet. Die Stämme dienen auch der Gewinnung des proteolytischen Enzyms Bromelain. Bromelain wird in der Lebensmittelindustrie dazu verwendet, Fleisch und Gelatine zarter zu machen. Es findet aber auch in der Komplementärmedizin Anwendung und wird zunehmend in Form von Nahrungsergänzungsmitteln und diätetischen Lebensmitteln angeboten.
 

Physiologische Effekte
Gastrointestinaltrakt
  • Bromelain ist eine Cysteinprotease.
Wundheilung und Entzündung
  • Bromelain fördert die Umwandlung von Plasminogen in Plasmin und steigert somit die Fibrinolyse.
  • Bromelain spaltet Bradikinin und reduziert dadurch die vaskuläre Permeabilität, wodurch weniger Entzündungsmediatoren und Wasser ins Gewebe gelangen (abschwellende Wirkung).
Tumorabwehr
  • Bromelain steigert die Monozytenaktivität gegen Tumorzellen.
  • Bromelain steigert die Produktion von Zytokinen (TNF-α, IL-1β, IL-6, IL-8).

Besondere Informationen

Enzyme fördern Wundheilungsprozesse
Enzyme sind pflanzliche oder tierische Eiweißverbindungen, die als Biokatalysatoren bestimmte Vorgänge ermöglichen oder beschleunigen, ohne dabei selbst verändert zu werden.
Bromelain ist ein natürliches proteolytisches Enzymgemisch aus der Ananas, das die Wundheilungsprozesse beschleunigt und Schwellungen abbaut, indem es nekrotische Geweberückstände abbaut und eliminiert (1). Die in der Ananas enthaltenen natürlichen Biokatalysatoren dienen der enzymatischen Wundreinigung, greifen aber das intakte Epithel-, Granulations- und Muskelgewebe nicht an (1). Proteolytische Enzyme werden vor allem bei sekundär infizierten Wunden, Abszessen, Verbrennungen, Erfrierungen, Sportverletzungen sowie bei operativen Eingriffen eingesetzt (2).
Da Enzyme auch antithrombotische Eigenschaften haben, sollte eine Enzymtherapie nach einer Operation erst eingesetzt werden, sobald die Blutstillung gesichert ist.
 
Akute und chronische Entzündungen
Proteolytische Enzyme wie Bromelain regulieren und modulieren entzündliche Prozesse. Sie stellen ein effizientes Therapeutikum bei akuten und chronischen Entzündungen dar. Insbesondere bei chronischen Entzündungen der Atemwege sowie bei Muskel- und Sehnenentzündungen zeigt der Einsatz von proteolytischen Enzymen gute therapeutische Erfolge. Proteasen beschleunigen den Ablauf des Entzündungsgeschehens durch die Entsorgung von nekrotischen Geweberesten und wirken durch ihre antiödemischen Eigenschaften schmerzlindernd (3). Bei Bronchitis und Sinusitis werden Enzyme auch bei Kindern ebenfalls mit Erfolg als begleitende Maßnahme verwendet (4) (5).
 
Sportverletzungen und traumatologische Verletzungen
Proteolytische Enzyme haben sich als effektive Ergänzung der herkömmlichen Maßnahmen in der posttraumatischen Phase nach Verletzungen wie Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen bewährt. Vor allem in der Akuttherapie gelten die antiödematösen und fibrinolytischen Wirkungen als wissenschaftlich gesichert (6).
Auch posttraumatische Schwellungen nach operativen Eingriffen können durch Enzymgaben signifikant schneller reduziert werden, wodurch sich auch das Schmerzgeschehen spürbar verringern lässt (7).
 
Adjuvanter Einsatz bei Strahlen- und Chemotherapie
Ein weiteres Einsatzgebiet der proteolytischen Enzyme ist die Onkologie. So kann der gezielte Einsatz von Enzymkombinationen die negativen Begleiteffekte einer Chemo- und Strahlenbehandlung signifikant vermindern (8) und sowohl die Symptomatik einer Tumorerkrankung verbessern als auch die Lebensqualität und die Überlebenschancen vergrößern (9). Dies wurde unter anderem in klinischen Studien an Patienten mit Dickdarmtumoren nachgewiesen (10). Als grundlegender biochemischer Mechanismus wird die Aktivität des Makroglobulins alpha-2-M angenommen, die durch proteolytische Enzyme verstärkt wird. Alpha-2-M kann wiederum die TGF-beta-Fraktionen im Serum irreversibel inaktivieren. TGF-beta-Konzentrationen sind bei bestimmten Tumorerkrankungen stark erhöht (11) (12).
 
Unterstützung der Verdauungsleistung
Als eiweißspaltendes Enzym kann Bromelain auch als Verdauungshilfe eingesetzt werden. Dabei fördern die Enzyme die Auflösung der Eiweißrückstände aus der Nahrung. Bromelain eignet sich damit insbesondere zur Unterstützung der Verdauung bei eingeschränkter Verdauungsleistung wie Pankreasinsuffizienz.
 
Biologische Enzymaktivität: F.I.P. und U.S.P.
Für die therapeutische Effizienz der Enzyme ist die biologische Aktivität ausschlaggebend. Diese wird in F.I.P.-Einheiten bzw. in U.S.P.-Einheiten angegeben. F.I.P. steht als Abkürzung für Fédération Internationale Pharmaceutique, U.S.P. für United States Pharmacopoeia. Diese Einheiten entsprechen jeweils definierten Enzymmengen, die in einer bestimmten Zeit unter Standardbedingungen 1 µmol definiertes Substrat umsetzen.

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Bei Wundheilungsstörungen und chronischen Wunden wie offene Beine, Dekubitus, diabetischer Fuß 300 mg/d 
Bei akuten Verletzungen & Verbrennungen, wie großflächige Schürfwunden, Prellungen, Zerrungen 300 mg/d  
Zur diätetischen Unterstützung von Wundheilung im Kiefer-, Nasen-, & Nebenhöhlenbereich nach operativen Eingriffen 300 mg/d  
Bei akuten Entzündungen z.B. der Venen, Atmungsorgane, Stirn- und Kieferhöhlen (Erkältungen & grippale Infekte), Sehnen, Muskeln 300 mg/d 
Zur Therapiebegleitung bei hartnäckigen und schmerzhaften chronischen Entzündungen (z.B. Tennisellbogen) 300 mg/d 
Begleitend therapeutisch bei Tumorerkrankungen und bei Chemo- und Strahlentherapie 300 mg/d 
Bei Beschwerden des Oberbauches und dyspeptischen Erkrankungen bedingt durch eine eingeschränkte Verdauungsleistung, insbesondere bei älteren Patienten oder bei Diabetikern mit endogener und exogener Pankreasinsuffizienz 150 - 300 mg/d  

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
  • Zur Unterstützung der Verdauungsleistung sollte Bromelain unmittelbar vor den Mahlzeiten eingenommen werden.
  • Zur Verbesserung von Wundheilungs- und Entzündungsprozessen sollte Bromelain nüchtern bzw. eine Stunde vor einer Mahlzeit eingenommen werden.
Nebenwirkungen
 Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Aufgrund der antithrombotischen Eigenschaften sollten Enzyme nach einer Operation eingesetzt werden, wenn die Blutstillung gesichert ist.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Enzyme Bromelain scheint die entzündungshemmende Wirkung von Quercetin zu verbessern.
Glucosamin und Chondroitin Eine Kombination kann die antientzündliche Therapie bei Gelenkerkrankungen unterstützen.

Referenzen

Referenzen

1) Maurer, H. 2001. Bromelain: biochemistry, pharmacology and medical use. Cellular and Molecular Life Sciences 58, Nr. 9: 1234–1245. doi:10.1007/pl00000936.
2) Koller, J. et al. 2009. Enzymatic necrolysis of acute deep burns - report of preliminary results with 23 patients. Burns 35. doi:10.1016/j.burns.2009.06.142.
3) Veremeenko, K. et al. 2000. The mechanisms of the curative action of systemic enzyme therapy. Lik Sprava. (2):3-11.
4) Lanchava, N. et al. 2005. Wobenzym in treatment of recurrent obstructive bronchitis in children. Georgian Med News. (127):50-3.
5) Braun, J. M. et al. 2005. Therapeutic use, efficiency and safety of the proteolytic pineapple enzyme Bromelain in children with acute sinusitis in Germany. In Vivo. 19(2):417-21.
6) Berg, A. et al. 2005. Bromelain - Übersicht und Diskussion zur therapeutischen Anwendung und seiner Bedeutung in der Sportmedizin und Sporttraumatologie. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 56(1):12-19.
7) Ordesi, P. et al. 2014. Therapeutic efficacy of bromelain in impacted third molar surgery: a randomized controlled clinical study. Quintessence Int. 45(8):679-84.
8) Leipner, S. 2000. Systemic Enzyme Therapy in Oncology. Drugs 59, Nr.4:769–780. doi:10.2165/00003495-200059040-00004.
9) Beuth, J. 2008. Proteolytic Enzyme Therapy in Evidence-Based Complementary Oncology: Fact or Fiction? Integrative Cancer Therapies 7, Nr. 4 (January): 311–316. doi:10.1177/1534735408327251.
10) Popiela, T. et al. 2001. Influence of a complementary treatment with oral enzymes on patients with colorectal cancers – an epidemiological retrolective cohort study. Cancer Chemotherapy and Pharmacology 47 (January). doi:10.1007/s002800170010.
11) Desser, L. et al. 2001. Oral therapy with proteolytic enzymes decreases excessive TGF-β levels in human blood. Cancer Chemotherapy and Pharmacology 47 (January). doi:10.1007/s002800170003.
12) Lauer, D. et al. 2001. Modulation of growth factor binding properties of a2-macroglobulin by enzyme therapy. Cancer Chemotherapy and Pharmacology 47 (January). doi:10.1007/s002800170002.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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