NADH

Synonym(e): Nicotinamid-Adenin Dinucleotid, Post-Covid-Syndrom, Reduziertes Nicotinamid-Adenin Dinucleotid
Nährstoffgruppe: Vitaminoide, Neurotrope Wirkstoffe

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung
NADH (Nicotinamidadenindinucleotid) ist eine biologische Substanz, die in allen lebenden Zellen vorkommt und dementsprechend auch in pflanzlichen und tierischen Lebensmitten zu finden ist. Höhere Mengen sind hierbei in Fleisch und Fisch enthalten. Bei der Speisenzubereitung wird NADH jedoch durch Erhitzen zerstört.
          
Physiologische Effekte
Energiehaushalt
  • Coenzym zahlreicher Redoxreaktionen des Zellstoffwechsels (z.B. Citratzyklus)
Nervensystem
  • Beeinflussung der Neurotransmittersynthese und der Signalübertragung
  • Steigerung der Dopaminsynthese

Besondere Informationen

NADH - ein wesentliches Coenzym für Neurotransmitteraktivitäten
Reduziertes NADH ist als Coenzym und Wasserstoffüberträger an vielen Redoxreaktionen in den Zellen beteiligt. Im Körper entsteht es aus dem Vitamin Nicotinamid (Niacin). Neben seiner Beteiligung an Energiegewinnungsprozessen in den Mitochondrien kann NADH die Produktion der Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin steigern (1) sowie die Aufnahme und Abgabe der Neurotransmitter in den Synapsenspalt modulieren (2) (3). NADH scheint neben ATP eine fundamentale Substanz für multiple Prozesse im Gehirn zu sein. Als zentrale Komponente im antioxidativen System der Gehirnzellen spielt es zudem eine wesentliche Rolle bei der Verlangsamung von Alterungsprozessen (3).
 
Präventiver Einsatz und therapeutische Intervention
Der Einsatz von NADH zeigt gute Erfolge bei der adjuvanten Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen. Eine gesteigerte NADH-Zufuhr zeigte bei Personen mit Morbus Alzheimer und Morbus Parkinson bei kognitiven und verbalen Parametern gute Ergebnisse (4). Patienten mit chronischer Müdigkeit und Antriebslosigkeit entwickelten mehr Lebensfreude und Leistungsbereitschaft. Bei Parkinson-Patienten konnte zudem eine Verbesserung der motorischen Symptomatik nach NADH-Supplementierung beobachtet werden (5).
 
NADH gegen Jetlag 
NADH wird auch zur Verbesserung der Symptome eines Jetlags eingesetzt. Sowohl die kognitiven Funktionen als auch das Schlafbedürfnis scheinen von einer erhöhten Dopaminsynthese zu profitieren (6).
 
NADH bei Alzheimer

In einem Pilotversuch zur Prävention von Alzheimer nahmen 24 Alzheimer-gefährdete Patienten in einem Zeitrahmen von 6 Monaten täglich 10 mg  NADH ein und zeigten zu Studienende statistisch bessere Ergebnisse im Bereich Sprache und räumliche Wahrnehmung. Dieser Versuch suggeriert zwar nur einen kleinen, aber dennoch signifikanten Effekt in der Prävention von Alzheimer (7).
 

NADH beim chronischen Erschöpfungssyndrom und Long COVID

NAD (Nicotinamidadenindinukleotid) stellt ein wichtiger Cofaktor für diverse Prozesse im zellulären Energiestoffwechsel dar und findet daher seine Anwendung auch beim Chronischen Erschöpfungssyndrom, auch als Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) bezeichnet, und verminderter mentaler  Leistungsfähigkeit. In einer klinischen Studie wurde die Verabreichung von 20 mg NADH pro Tag an 73 Patienten untersucht, die an chronischer Erschöpfung litten, Nach der Studiendauer von acht Wochen konnte festgestellt werden, dass verglichen mit der Placebogruppe, das Gesamt-NAD und besonders auch der NADH-Anteil in den Blutzellen stark angestiegen war und sich auch der Erschöpfungsindex verringert hatte. Des Weiteren sank die Lipidperoxidation und die Mitochondrienfunktion verbesserte sich. Die Studienteilnehmer erhielten aber eine zusätzliche Supplementierung mit 200 mg Coenzym Q10, welche ebenfalls zur Verbesserung beigetragen haben könnte (8). Ein ähnliches Ergebnis zeigte auch eine weitere Studie mit vergleichbarem Design und 144 Frauen, die unter chronischer Erschöpfung litten. Dabei wurde eine Reduktion von chronischen Schmerzen und eine Verbesserung der Schlafqualität beobachtet (9). Darüber hinaus zeigte eine Studie zur chronischen Erschöpfung an 77 Patienten nach 60-tägiger Einnahme von 20 mg NADH pro Tag eine Verringerung von Angstzuständen und einen niedrigeren Puls nach einem Belastungstest (10). Diese Erkenntnisse könnten auch bei Long COVID-Patienten relevant sein, bei welchen eine Entwicklung vom chronischen Erschöpfungssyndrom zu beobachten ist. Obwohl genaue Mechanismen von Long COVID nach wie vor Bestandteil der Forschung sind, weisen neuere Studien allerdings auf eine erhebliche Störung des Energiestoffwechsels hin. In einer placebokontrollierten Studie an 207 ME/CFS-Betroffenen zeigte eine bei Einnahme von 200 mg Coenzym Q10 und 20 mg NADH über acht Wochen eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität und eine Verringerung des FIS (Fatigue Impact Scale) 40-Gesamtwerts, welcher zur Erfassung von physischer, kognitiver und psychosozialer Erschöpfung dient. Des Weiteren konnte eine Verbesserung der Schlafdauer und der subjektiven Schlafqualität beobachtet werden: ein vielversprechender Ansatz in der Therapie von Long COVID-Symptomen dar (11)(12).  

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Begleitend therapeutisch bei Hirnleistungsstörungen, bei degenerativ und vaskulär bedingten Demenzerkrankungen und deren Mischformen 10 - 30 mg/d 
Begleitend therapeutisch bei Alzheimer und Parkinson 10 - 30 mg/d 
Bei beginnenden ACE-Hemmern 10 mg/d 
Zur kurzzeitigen Verbesserung der kognitiven Leistungsfähigkeit 10 mg/d 
Bei Alzheimer 10 mg/d
Beim chronischen Erschöpfungssyndrom und Long-COVID 20 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
NADH sollte zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
 Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
 Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Referenzen

Referenzen

1) Pearl, S. M. et al. 2000. Effects of NADH on dopamine release in rat striatum. Synapse. 36(2):95-101.
2) Ying, W. 2007. NAD+ and NADH in brain functions, brain diseases and brain aging. Front Biosci. 12:1863-88.
3) Ying, W. 2008. NAD+/NADH and NADP+/NADPH in cellular functions and cell death: regulation and biological consequences. Antioxid Redox Signal. 10(2):179-206.
4) Demarin, V. et al. 2004. Treatment of Alzheimer’s disease with stabilized oral nicotinamide adenine dinucleotide. Drugs Exp Clin Res. 30(1):27-33.
5) Gröber, U. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte. 2002.
6) Birkmayer, G. D. et al. 2002. Stabilized NADH improves jet lag-induced cognitive performance deficit. Wien Med Wochenschr. 152(17-18):450-4.
7) Demarin, V. et al. 2004. Treatment of Alzheimer’s disease with stabilized oral nicotinamide adenine dinucleotide: a randomized, double-blind study. Drugs Exp Clin Res. 30(1):27–33.
8) Castro-Marrero, J. et al. 2015. Does Oral Coenzyme Q10 Plus NADH Supplementation Improve Fatigue and Biochemical Parameters in Chronic Fatigue Syndrome? Antioxid Redox Signal. 22(8):679–685.
9) Castro-Marrero, J. et al. 2021. Effect of Dietary Coenzyme Q10 Plus NADH Supplementation on Fatigue Perception and Health-Related Quality of Life in Individuals with Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome: A Prospective, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial. Nutrients. 13(8):2658.
10) Alegre, J. et al. 2010. [Nicotinamide adenine dinucleotide (NADH) in patients with chronic fatigue syndrome. Rev Clin Esp. 210(6):284–288.
11) Deutsche Gesellschaft für ME/CFS e.v. https://www.mecfs.de/was-ist-me-cfs/. Aufgerufen am 14.03.2022.
12) Castro-Marrero, J. et al. 2021. Effect of Dietary Coenzyme Q10 Plus NADH Supplementation on Fatigue Perception and Health-Related Quality of Life in Individuals with Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome: A Prospective, Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial.  Nutrients. 13(8): 2658.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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