Moringa

Synonym(e): Moringa oleifera
Nährstoffgruppe: Pflanzliche Extrakte & Wirkstoffe

Vorkommen

Vorkommen in der Nahrung

Der Moringabaum, auch unter dem Namen Trommelstockbaum bekannt, stammt ursprünglich aus der Himalaya-Region Nordwestindiens, wo er eine bedeutende Rolle in der jahrtausendealten Praxis des Ayurveda spielt und sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreut. Auch in vielen westlichen Nationen wird Moringa oleifera hauptsächlich in Form eines Pulvers aus getrockneten Blättern der Pflanze eingesetzt, die eine vergleichbar hohe Menge an wichtigen Aminosäuren, Vitaminen und Mineralstoffen enthalten. 

Physiologische Effekte
Herz-Kreislauf-System
  • Diuretische Eigenschaften sowie hypotensive und triglyceridsenkende Wirkung
Glukosestoffwechsel
  • Antidiabetische und gewichtsregulierende Effekte 
Antioxidatives System
  • Antioxidative Wirkung durch hohen Gehalt an Vitaminen, Flavonoiden und weiteren Polyphenolen
Gesamter Organismus Potenziell krampflösende, antikanzerogene, leberschützende und antibakterielle Wirkung

Besondere Informationen

Moringa oleifera – ein tropischer Allrounder
Da die Moringapflanze sehr leicht zu kultivieren ist, zahlreiche wichtige Nährstoffe enthält und fast alle Teile der Pflanze essbar sind, wird Moringa auch als „Baum des Lebens“ oder „Wunderbaum“ bezeichnet. In Entwicklungsländern wird die Spezies Moringa oleifera sogar als wirksames Mittel gegen Unterernährung gesehen. Verwendet werden dafür sowohl die ölhaltigen Samen und unreifen Früchte als auch die Blüten, Blätter und Wurzeln des Baumes, welche allesamt reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Aminosäuren sind.1 Im Westen werden vornehmlich die getrockneten, zu Pulver zermahlenen Blätter der Pflanze geschätzt. Neben den Mikronährstoffen und Ballaststoffen stehen hier vor allem sekundäre Pflanzenstoffe im Fokus, wie etwa Tannine, Flavonoide, Saponine und Alkaloide, welchen in Grundlagenversuchen schon diverse positive Effekte attestiert wurden.2 Aufzeichnungen zeigen, dass die beliebte Moringapflanze schon seit Jahrtausenden in der Praxis des Ayurveda eingesetzt wird.3 Die traditionell üblichen Anwendungsbereiche, welche etwa den Einsatz zur Regulierung des Blutdrucks und der Blutfettwerte beinhalten, wurden zum Teil durch präklinische oder sogar klinische wissenschaftliche Versuche bestätigt. Moringa oleifera genießt also zu Recht eine lange Tradition.1, 4
 
Das Moringablatt bei kardiovaskulären Erkrankungen

Diuretische Eigenschaften sowie ein senkender Effekt auf den Blutdruck und die Blutlipide machen Moringa oleifera zu einer interessanten Pflanze im Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen. Grundlagenversuche lassen vermuten, dass die besonders in Moringa vorkommenden seltenen Thiocarbamat- und Senfölglykosid-Formen hypotensiv wirken. Die ebenfalls enthaltene Substanz Niazinin und deren Derivate könnten den Blutdruck durch eine Hemmung der Calciumkanäle senken. In-vivo-Versuche weisen außerdem auf einen cholesterin und triglyceridsenkenden Effekt hin, den vermutlich die Substanz β-Sitosterol bewirkt.1 Die diuretische Wirkung, von der man sich einen zusätzlichen positiven Einfluss auf den Blutdruck verspricht, bestätigten In-vivo-Versuche ebenfalls. Die verantwortlichen Substanzen sind vermutlich polare Moleküle wie Saponine, Flavonoide und organische Säuren.5 
 

Die antidiabetischen Effekte des Moringablatts

Im Kontext der kardiovaskulären Erkrankungen sind auch die antidiabetischen und gewichtsregulierenden Effekte von Moringa  interessant. Neben  Grundlagen-versuchen mit verschiedenen Extrakten aus dem Moringablatt existiert auch eine überschaubare Anzahl von potenziell vielversprechenden klinischen Studien zu dieser Thematik.6 Als Effektorsubstanzen vermutet man Quercetin und Kaempferol sowie deren Glykosidformen.7 Den antidiabetischen Effekt von Moringa untersuchte eine klinische Studie mit 55 Typ-II-Diabetikern genauer. Dabei erhielten 46 Personen täglich entweder 8 g Moringablattpulver oder ein Präparat aus Niembaumsamen. Weitere 9 Personen dienten als Kontrollgruppe. Nach 40 Tagen wiesen die Teilnehmer in der Moringagruppe einen signifikant verringerten Nüchternblutzucker  sowie einen verringerten postprandialen Blutzuckerwert (nach einer Mahlzeit) auf.8 Eine weitere Studie mit 60 Typ-II-Diabetikern fand einen ähnlichen Effekt.  Dabei erhielt die Verumgruppe jeweils zwei Tabletten eines eigens für die Studie angefertigten Präparats aus Moringablatt. Die genaue Dosis wird in der Studie nicht spezifiziert, liegt aber vermutlich bei etwa 1–2 g Blattpulver täglich. Die Kontrollgruppe erhielt kein Präparat. Beide Gruppen wurden angewiesen,  eine  kalorien-reduzierte Diät zu verfolgen. Nach 90 Tagen wies die Kontrollgruppe einen um 9 % reduzierten postprandialen Blutzuckerwert auf. In der Moringagruppe war dieser Wert sogar um 29 % verringert.9 Auch die kurzfristige Gabe von höheren Mengen Moringablattpulver kann den Blutzucker beeinflussen. So wurde einer Gruppe aus 17 Typ-II-Diabetikern und 10 gesunden Personen an zwei Tagen jeweils eine Kontrollmahlzeit und eine Mahlzeit mit 20 g Moringablattpulver verabreicht. Drei Stunden nach dem Essen wurde der Blutzuckerspiegel alle 30 Minuten gemessen. Dabei stellte sich heraus, dass der Blutzuckerspiegel nach der Mahlzeit mit dem Moringablattpulver durchgängig geringer anstieg als jener der Kontrolle. Bei den Diabetikern fiel die Reduktion stärker aus als bei den gesunden Personen und war zu mehreren Zeitpunkten statistisch signifikant. Die Autoren vermuten, dass sowohl der Ballaststoffgehalt als auch die sekundären Pflanzenstoffe für den Effekt verantwortlich waren.10 Eine klinische Studie an 35 Typ-II-Diabetikern dokumentierte darüber hinaus die positiven Effekte von Moringa auf die Blutfettwerte. Die Verumgruppe erhielt 50 Tage lang 4,6 g Moringablattpulver täglich, während die Kontrollgruppe kein Präparat einnahm. Am Ende der Studie zeigte die Moringagruppe einen kleinen, aber signifikanten Anstieg des HDL und eine gleichzeitige Abnahme der anderen Cholesterinwerte.11 Eine klein angelegte Studie mit 15 übergewichtigen Frauen untersuchte weiters die Effekte von 400 mg eines Moringablattextrakts, der über acht Wochen hinweg täglich eingenommen wurde. Erreicht wurde eine Reduktion des LDL-Werts, der vermutlich zumindest zum Teil auf die ebenfalls beobachtete BMI-Reduktion zurückgeht. Das Fehlen einer Placebogruppe reduziert jedoch die Aussagekraft der Studie.3 Insgesamt zeigt Moringa oleifera vielversprechende Kapazitäten zur Unterstützung eines normalen Blutzuckerspiegels, besonders bei Vorhandensein von Typ-II-Diabetes und während einer kalorienreduzierten Diät.
 

Antioxidative Kapazität und weitere positive Effekte von Moringa oleifera

Das Moringablatt und dessen Extrakte wurden in zahlreichen Grundlagenversuchen untersucht. Dabei ergaben sich verschiedene potenzielle Anwendungsbereiche. So weist das Moringablatt vermutlich aufgrund des enthaltenen Thiocarbamats einen krampflösenden Effekt auf, worauf die traditionelle Anwendung bei Durchfall basiert. Ein weiteres Thiocarbamat könnte eine antikanzerogene Wirkung aufweisen. Antibakterielle Aktivitäten gehen wohl auf den Isothiocyanatgehalt zurück. Ein  leberschützender Effekt dürfte sich aus dem ebenfalls in Moringa vorkommenden Quercetin herleiten. Schließlich ist auch eine positive Wirkung auf die  Schilddrüsenfunktion denkbar. Zukünftige klinische Studien könnten diese Effekte auch bei der Anwendung für die menschliche Gesundheit bestätigen. Unzweifelhaft ist jedenfalls der antioxidative Effekt des Moringablatts, welcher nicht nur auf die Gehalte von Vitamin C, Beta-Carotin und Vitamin E zurückgeht, sondern auch auf die enthaltenen Flavonoide und weitere Polyphenole.1 Die antioxidative Wirkung wurde in einer klinischen Studie an 90 postmenopausalen Frauen dokumentiert. Über drei Monate hinweg erhielten die Teilnehmerinnen jeweils entweder 7 g Moringablattpulver, 9 g Amaranthblattpulver oder keine Nahrungsergänzung (Kontrollgruppe). Am Ende der Studie zeigte die Moringagruppe die besten Ergebnisse, während die Werte der Kontrollgruppe praktisch unverändert blieben. Konkret erhöhten sich nach Einnahme von Moringa der Retinolspiegel im Blut um 8,8 %, der Vitamin-C-Spiegel um 44,4 %, die Levels der Glutathionperoxidase um 18 % und die der Superoxiddismutase um 10,4 %. Diese signifikanten Unterschiede deuten auf einen Anstieg der antioxidativen Kapazität hin. Malondialdehyd, ein Marker für oxidativen Stress, sank um 16,3 %, was diese Annahme bestätigt. Der Nüchternblutzucker reduzierte sich um 13,5 %, was den antidiabetischen Effekt von Moringa hervorhebt. Darüber hinaus war die 17,5%ige Erhöhung des Hämoglobinspiegels interessant. Diesen schreiben die Autoren dem hohen Vitamin-C-Gehalt zu, der die Absorption von Eisen aus der Nahrung verbessert haben könnte.12 Eine Dosierung von 7 g Moringablattpulver ist für die längerfristige Supplementierung allerdings kaum praktikabel. Daher sollte dazu angemerkt werden, dass bereits kleinere Mengen der in Moringa enthaltenen Substanzen wie Vitamin C, Beta-Carotin und Flavonoide die antioxidative Kapazität des Körpers unterstützen können. Auch bei Unterschreitung der Dosierung ist daher mit positiven Effekten zu rechnen, die etwas geringer ausfallen können.

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Zur Unterstützung des Blutzuckerspiegels 500 mg/d
Zur Verbesserung der Blutfettwerte 500 mg/d
Als Superfood für die gesteigerte Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien 500 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Moringa-Blattpulver sollte zu einer Mahlzeit eingenommen werden.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine  Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Keine Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

Referenzen

Referenzen

1 Anwar, F. et al. 2007. Moringa oleifera: a food plant with multiple medicinal uses. Phytother Res. 21(1):17–25.
2 Berkovich, L. et al. 2013. Moringa Oleifera aqueous leaf extract downregulates nuclear factor-kappaB and increases cytotoxic effect of chemotherapy in pancreatic cancer cells. BMC Complement Altern Med. 13(1):212.
3 Ezzat, S. M. et al. 2020. Upregulation of MC4R and PPAR-α expression mediates the anti-obesity activity of Moringa oleifera Lam. in high-fat diet-induced obesity in rats. J Ethnopharmacol. 251:112541.
4 Dangi, S. Y. et al. 2002. Antihypertensive Activity of the Total Alkaloids from the Leaves of Moringa oleifera. Pharm Biol. 40(2):144–148.
5 Kumolosasi, E. et al. 2021. Antihypertensive Activities of Standardised Moringa oleifera Lam. (Merunggai) Extracts in Spontaneously Hypertensive Rats. Sains Malays. 50(3):769–778.
6 Stohs, S. J., Hartman, M. J. 2015. Review of the Safety and Efficacy of Moringa oleifera. Phytother Res. 29(6):796–804.
7 Ali Redha, A. et al. 2021. Novel insights on anti-obesity potential of the miracle tree, Moringa oleifera: A systematic review. J Funct Foods. 84:104600.
8 Kumari, D. J. 2010. Hypoglycaemic effect of Moringa oleifera and Azadirachta indica in type 2 diabetes mellitus. Bioscan. 5(2):211–214.
9 Giridhari, V. A. et al. 2011. Anti diabetic property of drumstick (Moringa oleifera) leaf tablets. Int J Health Nutr. 2:1–5.
10 Leone, A. et al. 2018. Effect of Moringa oleifera Leaf Powder on Postprandial Blood Glucose Response: In Vivo Study on Saharawi People Living in Refugee Camps. Nutrients. 10(10):1494.
11 Nambiar, V. S. et al. 2010. Impact of antioxidants from drumstick leaves on the lipid profile of hyperlipidemics. J Herb Med Toxicol. 4(1):165–172.
12 Kushwaha, S. et al. 2014. Effect of supplementation of drumstick (Moringa oleifera) and amaranth (Amaranthus tricolor) leaves powder on antioxidant profile and oxidative status among postmenopausal women. J Food Sci Technol. 51(11):3464–3469.

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning – Prävention – Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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