Laktase

Nährstoffgruppe: Enzyme

Besondere Informationen

Laktoseintoleranz

Unter Laktoseintoleranz versteht man das Unvermögen, eine bestimmte Laktosemenge ohne gastrointestinale Beschwerden zu tolerieren. Ursache dafür ist ein Defizit des milchzuckerspaltenden Enzyms Laktase. In den meisten Fällen liegt ein erworbener Laktasemangel vor. Dabei nimmt die Fähigkeit zur körpereigenen Laktaseproduktion mit zunehmendem Alter ab. Laktasemangel kann auch infolge von Erkrankungen der Darmschleimhaut entstehen und ist dann in der Regel reversibel (1).
 

Laktase: Enzym zur Unterstützung der Milchzuckerverdauung

Laktose (Milchzucker) ist das Hauptkohlenhydrat der Milch. Normalerweise wird es im Dünndarm durch das Enzym Laktase in Glukose und Galaktose gespalten. Gelangt die Laktose unverdaut in den Dickdarm, finden Gärungsprozesse statt. Dabei entstehen Abbauprodukte, die den osmotischen Druck im Kolon erhöhen, was wiederum zu einem massiven Wassereinstrom führt. Durchfall und Krämpfe sind die Folgen (2). Darüber hinaus unterliegt die Laktose einem bakteriellen Abbau zu organischen Säuren und Gasen, was einerseits die Darmperistaltik anregt, andererseits zu Blähungen führen kann. Infolge der massiven Störungen im Darmgeschehen können weitere Krankheitsbilder wie Nahrungsmittelallergien und das Leaky-Gut-Syndrom entstehen. Das Leaky-Gut-Syndrom ist eine Barrierestörung, bedingt durch die Schwellung und Reizung der Darmschleimhaut. Durch die gesteigerte Durchlässigkeit der Mukosa können Fremdstoffe wie Gifte oder unvollständig gespaltene Nahrungsbestandteile in den Organismus gelangen und oder als Allergene wirken. Vielen Nahrungsmittelallergien liegt als Ursache eine Permeabilitätsstörung der Darmschleimhaut zugrunde (3).

Labordiagnostik

Substrat Parameter Referenzwert Beschreibung
Blut Blutzucker Anstieg um 20 mg/dl nach 2 h
ohne gastrointestinale Symptome
Laktosetoleranztest:
Nüchternblut, 12 h Nahrungskarenz. Erste Blutabnahme erfolgt nüchtern, dann 50 mg Laktose oral über Tee oder Wasser. Dann weitere Blutabnahmen alle 30 Minuten über einen Zeitraum von zwei Stunden.
Atemprobe Wasserstoffgehalt <20 ppm H2-Laktose-Atemtest:
12 h Nahrungskarenz, 6 h Nikotinkarenz. Erste Atemprobe nüchtern, dann oral 50 mg Laktose in 300 ml Wasser. Abnahme von Atemproben nach 30, 60 und 120 Minuten. Gelangt Laktose unverdaut in den Dickdarm, wird sie dort von Bakterien verstoffwechselt. Dabei entsteht Wasserstoff, welcher ins Blut diffundiert und über die Lunge abgeatmet wird.
Interpretation
Laktoseintoleranztest
Kein Glukoseanstieg
Bei Verdauung von Laktose entsteht Glukose, so dass ein Anstieg des Blutzuckerspiegels zu erwarten ist. Das Ausbleiben eines Anstiegs deutet auf einen Laktasemangel hin.
H2-Laktose-Atemtest
Erhöhte Werte
Verdacht auf Laktoseintoleranz
Hinweis zu den Messergebnissen
Laktoseintoleranztest: Wenn die Magenentleerung verzögert oder die Dünndarmpassage beschleunigt ist, kann es zu falsch-positiven Ergebnissen kommen.

H2-Laktose-Atemtest: Antibiotikagabe und Abführmittel können die Darmflora im Dickdarm reduzieren und so zu falsch-negativen Ergebnissen führen. Rauchen erhöht die Wasserstoffkonzentration und kann zu falsch-positiven Ergebnissen führen.

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Magen, Darm Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfall

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Bei Laktoseintoleranz aufgrund eines genetisch bedingten oder erworbenen Laktasemangels 100 - 400 mg/d
Bei dyspeptischen Beschwerden durch Laktasemangel wie erhöhte Peristaltik, Diarrhoe, Blähungen, Darmkrämpfe 100 - 400 mg/d
Bei sekundärem Laktasemangel aufgrund von entzündlichen Darmerkrankungen und bakteriellen Darminfektionen 100 - 400 mg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 

Laktase sollte jeweils vor dem Verzehr von Milchprodukten eingenommen werden. 

  • Die Tagesmenge kann individuell an den Milchverzehr angepasst werden (100 mg Laktase pro 5 g Milchzucker).
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Nebenwirkungen bekannt.
 
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine Kontraindikationen bekannt.

Referenzen

Referenzen

1) Hahn, A. et al. 2006. Ernährung. Physiologische Grundlagen, Prävention, Therapie.
2) Rüffer, A. et al. 2006. Mikroökologie des Darms. In: Martin M (Hrsg): Labormedizin in der Naturheilkunde.
3) Liu, Z. et al. 2005. Tight junctions, leaky intestines, and pediatric diseases. Acta Paediatr. 94(4):386-93

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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