Chrom

Synonym(e): Chrom(III)-chlorid, Chrom(III)-picolinat, Chrompicolinat
Nährstoffgruppe: Mineralstoffe & Spurenelemente

Vorkommen und physiologische Effekte

Vorkommen in der Nahrung

Chrom (altgriech. „chroma“, Farbe) ist ein Spurenelement, das seinen Namen den schön gefärbten Chromsalzen verdankt. In Lebensmitteln liegt Chrom sowohl in organischer als auch anorganischer Form vor, wobei die organische Form (Chrompicolinat) geringfügig besser verwertbar ist als die anorganische. Neben der Bioverfügbarkeit des Chroms schwankt auch der Chromgehalt von Lebensmitteln je nach Boden stark. Das macht Tabellenwerte über den Chromgehalt von Nahrungsmitteln wenig aussagekräftig. Nennenswerte Mengen an gut resorbierbarem Chrom finden sich in erster Linie in Kalbsleber, Bierhefe, Weizenkeimen, aber auch in Vollkornprodukten und in Fleisch. Obst und viele Gemüse hingegen gelten generell als eher chromarm. Auch industrielle Verarbeitungsschritte können sich ungünstig auf den Chromgehalt auswirken. So gehen durch die Verarbeitung von Korn und Melasse zu hochgereinigten Stärke- und Zuckerprodukten bis zu 90 % des enthaltenen Chroms verloren.
 

Physiologische Effekte
Kohlenhydratstoffwechsel
  • Steuerung der Glukosetoleranz
  • Verstärkung der Insulinwirkung durch Aktivierung von Chromodulin
Proteinstoffwechsel
  • Cofaktor bei der Metabolisierung von Glycin und Serin

EFSA Health Claims

Health Claims EFSA Opinion
Chrom
  • Trägt zu einem normalen Stoffwechsel von Makronährstoffen bei
  • Tragt zur Aufrechterhaltung eines normalen Blutzuckerspiegels bei 
 

Referenzwerte

Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr D-A-CH
  Alter Chrom (µg/d)
Säuglinge (Monate)
  0-4    1 - 10
  4-12  20 - 40
Kinder (Jahre)
  1-4  20 - 60
  4-7  20 - 80
  7-10  20 - 100
  10-13  20 - 100
  13-15  20 - 100
Jugendliche/Erwachsene (Jahre) Frauen Männer
  15-19  30 - 100  30 - 100
  19-25  30 - 100  30 - 100
  25-51  30 - 100  30 - 100 
  51-65  30 - 100   30 - 100
  > 65  30 - 100   30 - 100
Schwangere  k. A.
Stillende  k. A.
Erhöhter Bedarf Kohlenhydrat- und fettreiche Kost, Leistungssport (Verluste durch Schweiß), Diabetes mellitus 
Referenzwert laut Lebensmittelkennzeichnungsverordnung  
(=100 % TB-Kennzeichnung auf Etikett) 40 µg
Sicherheit des Nährstoffes  
UL
 
Langfristige tägliche Aufnahmemenge, bei der keine
negativen Einflüsse auf die Gesundheit zu erwarten sind
250 µg/d (laut WHO)
NOAEL
 
Maximale Aufnahmedosis, die in Studien keine
schädigenden Auswirkungen verursachte
1000 µg/d
Sicherheit Die EFSA hat sich mit der Sicherheit von Chrom beschäftigt.

Besondere Informationen

Chrom und Diabetes mellitus
Zum therapeutischen Einsatz kommt Chrom in erster Linie bei Diabetes mellitus. Diabetiker scheiden vermehrt Chrom aus (Chromurie), was sich in niedrigen Plasmawerten manifestiert. So liegen die Werte für im Urin ausgeschiedenes Chrom beim Diabetiker um 100 % über denen eines Gesunden, während gleichzeitig die Plasmawerte um 33 % reduziert sind (1). Chrom ist aktiver Bestandteil des Glukosetoleranzfaktors, der nur bei ausreichender Anwesenheit von dreiwertigem Chrom gebildet werden kann. Der Glukosetoleranzfaktor steuert die Bindung von Insulin an den spezifischen Rezeptoren der Zellmembranen. Dadurch wird die Glukoseverwertung verbessert und die Insulinwirkung optimiert (2). Chrom (wie auch Zink) kann aber auch direkt mit den Rezeptoren in Verbindung treten. Dies geschieht durch die Stimulierung einer Phosphorylierungsreaktion, wie sie auch durch Insulin hervorgerufen wird. Chrom (und Zink) wird deshalb auch als insulinmimetischer Wirkstoff bezeichnet (3). Eine Chromsupplementierung von 200–1000 µg pro Tag kann die Insulin-Rezeptor-Bindung, die zelluläre Glukoseverwertung (4) und die Blutfettwerte beim Diabetiker verbessern. Die Insulinresistenz (5) und der Nüchtern-Glukose-Spiegel werden signifikant reduziert (6) sowie die Insulinkonzentration und der HbA1c-Wert gesenkt (1)(6). Eine Folge von Diabetes mellitus Typ 2 ist oft ein erhöhter Triglycerid- und Cholesterinspiegel. Auch hier scheint Chrom über den Insulinmetabolismus eingreifen zu können. Durch eine Veränderung des Cholesteringehalts der Zellmembranen wird die Menge des zirkulierenden Cholesterins beeinflusst, was als Erklärung für die cholesterinsenkenden Eigenschaften von Chrom gilt (7). Im klinischen Versuch konnten bei einer täglichen Substitution ab 50 µg Chrom bei Diabetikern die Cholesterin- und Triglyceridwerte im Serum signifikant gesenkt werden (8).
 
Chrom und Leistungssport
Der Einsatz von Chrom beim Leistungssportler wird durch den hohen Glukoseumsatz  und eine ebenfalls erhöhte Chromausscheidung begründet. Eine anabole Wirkung scheint aber nicht gegeben zu sein (9). Studien fanden auch keinen Zuwachs an Muskelkraft oder eine Veränderung der Verteilung des Körperfetts (10). Dennoch ist eine adäquate Chromversorgung für die körperliche Leistungsfähigkeit beim Sportler von besonderer Bedeutung, da latenter Chrommangel zu einer eingeschränkten Energieverwertung führen kann.

Labordiagnostik

Substrat Parameter Referenzwert Beschreibung
Blut Serum 0,05 - 0,15 µg/l  
Vollblut 0,12 - 0,34 µg/l  
Harn 24-h-Urin <0,5 µg/l  
Interpretation
Verminderte Werte Hinweis auf Chrommangel.
Parenterale Ernährung, Stress und Infektionen. Bei Diabetikern Hinweis auf schlechte Einstellung.
Erhöhte Werte Akute oder chronische Chromvergiftung, terminale Niereninsuffizienz
Hinweis zu den Messergebnissen
Fehlerhafte Ergebnisse durch Verunreinigung der Probe, Einschleppung von Chrom aus Metallkanülen bei der Probenentnahme.
Nutrigenetik
Bestimmte Nährstoffmängel und deren Einfluss auf die Gene, bezogen auf die damit assoziierten Erkrankungen

Betroffene Genstelle

Aktivität der betroffenen Genstelle

Assoziierte Erkrankung

Nährstoff

Insulin steuernde Gene

reduziert

DMT2 (11)(12)

Chrom-Mangel  

Mögliche Mangelsymptome

Auswirkung auf Symptomatik
Kohlenhydratstoffwechsel Verschlechterung der Glukosetoleranz
Erhöhung der Insulinresistenz
Fettstoffwechsel Erhöhung des Gesamtcholesterins
Verminderung des HDL-Cholesterins
Nervensystem Neuropathien, Ataxien

Indikation

Effekt Indikation Dosierung
Physiologische Effekte
mit niedrigen
Nährstoffdosierungen
Präventiv bei Diabetes mellitus Typ 2 200 µg/d
Zur Deckung eines erhöhten Bedarfs und zur Verbesserung eines ungenügenden Chromstatus, insbesondere beim Leistungssportler und bei älteren Menschen 200 µg/d
Pharmakologische Effekte
mit hohen Nährstoffdosierungen
Therapeutisch begleitend bei Diabetes mellitus Typ 2
200 - 1000 µg/d

Einnahme

Allgemeiner Einnahmemodus
 
Wann
 
Chrom sollte zwischen den Mahlzeiten (60 Min. zuvor) eingenommen werden, da andere Mikronährstoffe und Nahrungsbestandteile die Resorption stören können.
Nebenwirkungen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Nebenwirkungen bekannt.
Kontraindikationen
Nach aktuellem Kenntnisstand sind keine relevanten Kontraindikationen bekannt.

Interaktionen

Interaktionen mit Arzneimitteln
NSAIDs (z.B. Diclofenac, Ibuprofen) Erhöhen die Resorption, vermindern die Ausscheidung.
Beta-Blocker (z.B. Atenolol, Bisprolol) Höhere Chromspiegel verbessern das HDL-Cholesterin unter Beta-Blockereinnahme.
Antidiabetika (Insulin, Metformin, Glimepirid) Chrom kann die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika verstärken.
Kortikosteroide (z.B. Dexamethason, Methylprednisolon) Verstärken die Ausscheidung von Chrom.
Interaktionen mit anderen Nährstoffen
Spurenelemente Calcium, Eisen und Zink beeinträchtigen die Chromresorption.

Verbindungen

Beschreibung des Mikronährstoffes
  • Spurenelement
  • Formel: Cr
  • Ion: Cr3+
Verbindungen

Dreiwertige Chromverbindungen:

  • Chrom(III)-chlorid, Chrom(III)-sulfat, Chrom(III)-lactat, Chrom(III)-nitrat

Organische Verbindungen:

  • Chrompicolinat

Sechswertige Chromverbindungen:

  • sind toxisch und nicht erlaubt

Referenzen

Referenzen

1) Morris, B. et al. 1999. Chromium Homeostasis in Patients with Type II (NIDDM) Diabetes. Journal of Trace Elements in Medicine and Biology 13, Nr. 1-2: 57–61. doi:10.1016/s0946-672x(99)80024-8.
2) Gröber U. 2002. Orthomolekulare Medizin. Ein Leitfaden für Apotheker und Ärzte.
3) Miranda, E. R. et al. 2004. Effect of Chromium and Zinc on Insulin Signaling in Skeletal Muscle Cells. Biological Trace Element Research 101, Nr. 1: 19–36. doi:10.1385/bter:101:1:19.
4) Abdollahi, M. et al. 2013. Effect of Chromium on Glucose and Lipid Profiles in Patients with Type 2 Diabetes; A Meta-analysis Review of Randomized Trials. Journal of Pharmacy & Pharmaceutical Sciences 16, Nr. 1: 99. doi:10.18433/j3g022.
5) Jain, S. K. et al. 2012. Effect of chromium dinicocysteinate supplementation on circulating levels of insulin, TNF-α, oxidative stress, and insulin resistance in type 2 diabetic subjects: Randomized, double-blind, placebo-controlled study. Molecular Nutrition & Food Research 56, Nr. 8 (June): 1333–1341. doi:10.1002/mnfr.201100719.
6) Racek, J. et al. 2013. Effect of Chromium-Enriched Yeast on Fasting Plasma Glucose, Glycated Haemoglobin and Serum Lipid Levels in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus Treated with Insulin. Biological Trace Element Research 155, Nr. 1 (July): 1–4. doi:10.1007/s12011-013-9758-9.
7) Chen, G. et al. 2006. Chromium Activates Glucose Transporter 4 Trafficking and Enhances Insulin-Stimulated Glucose Transport in 3T3-L1 Adipocytes via a Cholesterol-Dependent Mechanism. Molecular Endocrinology 20, Nr.4:857–870. doi:10.1210/me.2005-0255.
8) Sharafetdinov, K. et al. 2004. Effect of food diet supplements with chromium on the clinical and metabolic parameters in type 2 diabetic patients. Vopr Pitan. 73(5):17-20.
9) Lefavi, R. G. et al. 1992. Efficacy of Chromium Supplementation in Athletes; Emphasis on Anabolism. International Journal of Sport Nutrition 2, Nr.2:111–122. doi:10.1123/ijsn.2.2.111.
10) Vincent, J. B. 2003. The Potential Value and Toxicity of Chromium Picolinate as a Nutritional Supplement, Weight Loss Agent and Muscle Development Agent. Sports Medicine 33, Nr.3:213–230. doi:10.2165/00007256-200333030-00004.
11) Zhang, Q. et al. 2017. Dietary chromium restriction of pregnant mice changes the methylation status of hepatic genes involved with insulin signaling in adult male offspring. PLoS One. 12:e0169889. 
12) Zhang, H. et al. 2014. Maternal vitamin D deficiency during pregnancy results in insulin resistance in rat offspring, which is associated with inflammation
and Iκbα methylation. Diabetologia. 57:2165-2172. 

Referenzen Interaktionen
Stargrove, M. B. et al. Herb, Nutrient and Drug Interactions: Clinical Implications and Therapeutic Strategies, 1. Auflage. St. Louis, Missouri: Elsevier Health Sciences, 2008.
Gröber, U. Mikronährstoffe: Metabolic Tuning –Prävention –Therapie, 3. Auflage. Stuttgart: WVG Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011.
Gröber, U. Arzneimittel und Mikronährstoffe: Medikationsorientierte Supplementierung, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage. Stuttgart: WVW Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2014.

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